
von Korbinian Hemauer
Grafiken und historische Recherche von
Gaius Publius Tullianus (G.P.T.)
Dies ist die Geschichte eines
Mannes, der zum Spielball der Mächtigen wurde – geboren in der
kurzen Zeit zwischen Freiheit und Unterdrückung und zwischen
Krieg und Frieden.
Thumelicus, Sohn des Arminius und der Thusnelda, wuchs im
Schatten großer Namen auf. Rom sah in ihm nicht den Menschen,
sondern das Symbol einer Niederlage.
Was bleibt von einem Menschen, wenn andere über sein Schicksal
bestimmen?
Wie lebt einer, dessen Name nur in Randnotizen überliefert
ist?
Diese Erzählung gibt Thumelicus einen Platz und eine Stimme –
zwischen Arena und Philosophie, Zorn und Versöhnung, Glaube
und Zweifel. Vieles ist Fiktion, manches beruht auf Berichten,
Vermutungen, Möglichkeiten. Aber alles ist getragen von dem
Versuch, ihn zu verstehen: nicht als Figur der Geschichte,
sondern als Mensch.
Ein schlichter Raum einer
Gladiatorenschule in Ravenna im 17. Jahr von Kaiser Tiberius.
Auf einem kleinen Holztisch liegt Papyrus, daneben ein
Tintenfass und ein Calamus (Schreibgerät aus Schilfrohr).
Thumelicus sitzt still, die Stirn in Falten, der Blick leer.
Es ist spät, eine Öllampe flackert. Dann beginnt er zu
schreiben...
Mein Lehrer gab mir
dieses Schreibzeug. 'Schreibe, Thumelicus', sagte er, 'es
wird dich ordnen. '
Er glaubt nicht an die Götter – weder die der Römer, noch
die meines Volkes. Und doch war es sein Glaube an die
Pflicht, an den Menschen, der ihn stark machte. Aber ich…
ich bin zwischen den Welten. Ich habe von Paulus gehört,
von einem Gott, der seinen Sohn geopfert hat. Es klingt
edel, aber auch grausam. Und von den römischen Göttern
habe ich genug gehört – launisch, eitel, und oft blind für
Gerechtigkeit.
Aber dann ist da Freya. Sie hat mir von den alten Göttern
meines Volkes erzählt. Von Wodan, der alles sieht. Von
Donar, dem Donnergott, der mit seinem Hammer gegen Feinde
und Stürme kämpft. Von Tiwaz, dem Gott des Kampfes und des
Rechts. Sie hat mir erzählt, wie mein Vater vor der
Schlacht die Seherin aufsuchte – ihre eigene Mutter – und
wie sie ihm prophezeite, dass die Götter auf seiner Seite
stehen würden. Dass die Wälder und die Stürme ihm helfen
würden, wenn er für Freiheit kämpft.
Und dann kam der Sturm. Die Römer sagen, es war Pech. Das
Wetter. Der Zufall. Aber Freya sagt, es war Donars Zorn –
das Zeichen, dass unser Land seine Kinder nicht preisgibt.
Mein Vater wusste das. Er hat nicht für sich gekämpft,
sondern für ein freies Volk. Für eine Zukunft ohne Ketten.
Ich will erzählen, was wirklich war. Nicht in der Sprache
der Sieger, sondern in meinen Worten. Ich will verstehen,
wer mein Vater war – nicht nur der Krieger, sondern der
Mensch. Und vielleicht, indem ich seine Geschichte
schreibe, finde ich auch meine eigene."
Er taucht die Feder erneut in Tinte, atmet tief durch und
fährt fort zu schreiben:
Mein Vater war
Siegfried aus Vetera (heute Xanten). Die Römer nannten ihn
Arminius.
Ich weiß nicht, was wahr ist.
Der Name meines Vaters wird in Rom geflüstert wie ein
Fluch. Arminius der Verräter der Barbar.
oder soll ich Freya glauben und anderen aus meinem
Volk die seine Taten in Liedern besingen. Arminius
der Held und Befreier.
Was bleibt von einem Namen, wenn andere ihn mit ihrer
Wahrheit füllen?
Ich bin sein Sohn. Aber auch Sohn Roms.
Gezogen an den Zügeln der Disziplin, aufgewachsen mit
einer fremden Sprache, belehrt mit fremden Göttern.
Bin ich frei, wenn ich gehorche? Bin ich ehrenhaft, wenn
ich meine Wurzeln vergesse?
Mein Lehrer Philomenos sagt, Gedanken sollen wachsen. Aber
sie wachsen wie Dornen. Jede Erinnerung sticht.
Doch hier bin ich und ich schreibe. Weil ich wissen will,
wer ich bin.
Nicht nur der mit dem Schwert in der Hand.
Vielleicht auch der mit der Frage im Herzen.
Alles begann für mich mit einer Begegnung.
Die Sonne brennt
erbarmungslos. Zwei junge Männer kämpfen in einer Arena mit
ihren Schwertern. Ein unachtsamer Moment an dem er das Schild
zu weit unten hält, ein Hieb mit dem Schwert und ein Kämpfer
geht zu Boden. Als er liegenbleibt und Blut von einem Hals
herunter läuft kommen ein paar Männer um ihm zu helfen.
Luca - der Trainer der beiden ruft nach einem Sklaven und
befiehlt ihm einen Arzt zu holen. Er hat aufgrund seiner
Erfahrungen sofort gesehen, dass diese Wunde behandelt werden
musste. Inzwischen tragen zwei Männer den Verletzten zu seinem
Lager und verbinden notdürftig seine Wunde.
Luca schnaubt missbilligend, als der Sklave mit einer Frau
zurückkehrt.
„Das ist der Arzt?“ knurrt er kritisch. Freya trat unbeirrt
näher, ein strenger Blick zu Luca der diesen verstummen lässt,
ihre Bewegungen ruhig und zielgerichtet.
„Ich bin mehr als das. Nun mach Platz.“
Ohne auf weitere Kommentare zu warten, kniet sie sich neben
den auf dem Lager liegenden Thumelicus. Er hat die Zähne
zusammengebissen, doch der Schweiß auf seiner Stirn verrät,
dass der Schmerz heftig ist. Freya schneidet vorsichtig den
provisorischen Verband auf. Der Stoff ist inzwischen vom Blut
durchtränkt. Sie verzieht keine Miene. Aus einem kleinen
Ledersäckchen holte sie eine Phiole mit Wein und säubert damit
die Wunde, während Thumelicus leise zischt.
„Stillhalten“, sagt sie ruhig und beginnt mit sicherer Hand,
die klaffende Schnittwunde zu behandeln. Mit geübten Stichen
vernäht sie die Wunde mit einer Tiersehne die sie an einer
Bronzenadel aufgezogen hat. Als sie fertig ist, legt sie
eine dicke Paste aus Öl und getrockneten Kräutern auf.
Luca hatte alles beobachtet. Seine verschränkten Arme
lockerten sich. Ein anerkennendes Nicken. Ohne ein weiteres
Wort wendet er sich ab und geht.
Freya und Thumelicus sind nun allein. „Setz dich auf. Ich muss
deine Schulter neu verbinden.“
Er stützt sich hoch, noch etwas schwach, und sie zieht
vorsichtig die eingerissene Tunika über seinen Kopf. Der
Stoff bleibt kurz an der Schulter hängen, dann liegt sein
Rücken frei.
Freya legt den Verband um ihn, führt ihn sorgfältig über
Schulter, Brust und Rücken. Dann hält sie inne. Ihr Atem
stockt.
„Was ist?“ fragte Thumelicus und dreht den Kopf.
Sie berührt sanft eine Stelle an seinem Rücken.
„Dieses Muttermal…“
Es war oval, leicht geschwungen, wie ein Blatt - genau unter
dem rechten Schulterblatt.
„Was ist damit?“
Freya tritt einen Schritt zurück. In ihren Augen liegt
Staunen, fast Furcht.
"Dein Name? Bist du Thumelicus?"
Er nickt. „Dein Vater… hatte dasselbe. Genau an dieser
Stelle.“
Thumelicus starrt sie an. Etwas regt sich in seinem Innersten,
ein Versuch zur Erinnerung.
„Dieses Muttermal…“ murmelte sie. Ihre Stimme war kaum hörbar.
„Ja?“
Sie tritt einen Schritt zurück, ihre Augen weiten sich. „Ich
kenne es… ich kenne es so gut. Du hattest es schon als
Neugeborener.“
Thumelicus runzelt die Stirn. „Woher…?“
Freya blickte ihn an, tief bewegt. „Ich war dabei als du
zur Welt gekommen bist.“
Stille.
„Ich war die Dienerin deiner Mutter. Ich half ihr bei deiner
Geburt.
Als es soweit war… war ich es, die dich in den Armen hielt,
als du das erste Mal geschrien hast. Und dieses Mal… ich habe
es nie vergessen.“
Thumelicus senkte den Blick. Ein Flimmern von Erinnerung,
vielleicht eingebildet, vielleicht echt, zuckte durch seinen
Geist.
"Wer ist meine Mutter? Wo ist sie? Warum ist sie nicht bei
mir?"
Freya senkte den Blick. "Deine Mutter starb als du noch sehr
klein warst - etwa zwei Jahre. Danach bist du bei mir
aufgewachsen.
Mit sechs Jahren haben sie dich mir weggenommen - wohl damit
du deine Wurzeln vergisst und zu einem echten Römer wirst."
"Und wer war mein Vater?" fragt Thumelicus. "Lebt er noch?"
Freya erwidert: "Dein Vater ist Siegfried. Siegfried aus
Vetera. Leider starb auch er vor ein paar Jahren."
"Siegfried? Siegfried aus Vetera?" fragt Thumelicus verwirrt.
"Die Römer gaben ihm den Namen Arminius"
"Arminius - dem Verräter?" ruft Thumelicus zornig "Sag dass
das nicht wahr ist. Mein Lehrer Philomenos hat uns erzählt er
sei der größte Feind und ein Verräter an Rom."
Er steht nun ganz aufrecht, trotz des Verbandes. Seine Augen
leuchten.
Freya tritt einen Schritt zurück, erstaunt über die plötzliche
Klarheit in seiner Stimme.
Plötzlich lächelt sie. "Du erinnerst mich sehr an deinen
Vater. Du hast auch seine Leidenschaft."
„Unser Volk feiert Arminius als Befreier. Nicht als
Verräter.“
Sie wechselt schnell das Thema.
"Du hattest Glück dass ihr nur mit Holzschwertern trainiert
habt. Einen solchen Schwerthieb mit einem echten Schwert
hättest du nicht überlebt." und etwas leiser fährt sie fort
"und ich hatte Glück dass ich dich heute wiedergefunden habe.
Ich spreche mit Luca damit er dir die Zeit gibt die du
brauchst damit deine Wunden heilen und ich komme in ein paar
Tagen um wieder nach dir zu sehen."
Freya beugte sich zu einer vorsichtigen Umarmung zu
Thumelicus.
Einen Augenblick lang bleibt er reglos – dann erwidert er die
Umarmung. Fest. Wie jemand, der plötzlich Halt spürt, den er
lange nicht mehr kannte.
Als sie sich lösen, schaut Thumelicus sie an – und plötzlich
hellt sich sein Gesicht auf. Seine Augen weiten sich, sein
Blick wird weich, überrascht, fast kindlich staunend.
Thumelicus begeistert: „Deine Haare…“
Freya runzelt leicht die Stirn, sieht ihn fragend an.
Thumelicus: „Der Geruch… Ich kenne ihn. Schon so lange.
Ich… ich erinnere mich.“
Er schließt kurz die Augen, atmet tief ein – ein Hauch von
Trockenkräutern liegt in der Luft.
„Das war... immer da. Wenn du mich im Arm hattest. Oder wenn
ich eingeschlafen bin, während du am Feuer gesessen hast.“
Freya nickt, ein sanftes, wissendes Lächeln auf den Lippen.
Freya:„Ich wasche meine Haare immer mit den gleichen Kräutern.
- Seifenkraut, Rosmarin, Wacholder, ein wenig Schafgarbe. So,
wie meine Mutter es mir beigebracht hat. Und ihre Mutter
davor.“
Er senkt den Blick, gerührt, aber gestärkt. In diesem Moment
beginnt etwas in ihm, sich zu fügen – Vergangenheit, Herkunft,
Identität. Ein erster Schritt zurück zu sich selbst.
Freya erzählt: "Es war ein kalter Morgen, als sie dich
mitnahmen.“ Freya blickt ins Leere, die Finger um ihren Gürtel
geklammert.
„Du warst gerade sechs Jahre alt geworden Alt genug, um zu
verstehen, dass das hier kein Spiel war und stolz genug, nicht
mehr zu weinen.“
Sie erzählt, dass zwei Männer kamen. Römische Soldaten,
begleitet von einem städtischen Beamten. Sie hatten
Schriftstücke, Siegel, Befehle. Keine Erklärungen. Thumelicus
solle nun „in eine neue Phase der Erziehung“ überführt werden
– so nannten sie es.
„Ich durfte dir nicht mal die Haare ordnen, bevor sie dich
mitnahmen.“
Du kamst in eine Einrichtung in Rom oder Umgebung –
wahrscheinlich eine Art Paedagogium. Man erklärte mir später
das sei ein Ausbildungsort für fremde und als Geiseln
genommene Kinder. Eine Mischung aus Internat und
Kaderschmiede. Dort lernen sie Latein, Geschichte, Disziplin
und römisches Denken – und bereiteten sich auf ihre Rolle als
Verbündete oder Beamte im Dienste Roms vor.
Ich wurde wenige Monate später verkauft. Thusnelda war tot, du
Thumelicus warst fort, und es gab keine Rolle mehr für eine
germanische Dienerin in diesem Haushalt.
Ein Arzt aus Ravenna, ein ruhiger Mann mit scharfen Augen,
hatte einmal erlebt, wie ich einem verletzten Kind geholfen
habe – mit Kräutern, Verbänden, Ruhe und altem Wissen.
„Er sagte, mein Verstand sei zu wertvoll, um als
Küchenhelferin zu versauern.“
Er kaufte mich – oder rettete mich, je nach Blickwinkel – und
nahm mit nach Ravenna, wo ich ihn fortan unterstützte:
als Helferin, Heilerin, Kräuterkundige. Aber ich vergaß meinen
Thumelicus nie. Und irgendwo hoffte ich auch , dass er
sich noch an mich erinnert.
Plötzlich wechselt Freya von Latein auf Cherusk: "Sprichst du
eigentlich unsere alte Sprache noch?"
Als Thumelicus ihr spontan auf Cherusk antwortet: "Natürlich
oder glaubst du ich habe alles vergessen." lächelt Freya
überglücklich.
"Du warst damals noch sehr jung und außer deiner Mutter und
mir hat keiner diese Sprache mehr gesprochen."
Thumelicus antwortet: "Ich hatte einige Mitschüler und in der
Patrizierfamilie in der ich aufwuchs war eine Dienerin in der
Küche und ein weiterer Cherusker der die Pferde für
Wagenrennen betreute und trainierte. Sie haben mir geholfen
die Sprache nicht zu vergessen. Ich durfte sogar manchmal
übersetzen, weil dieser sich weigerte Latein zu sprechen. Ich
wusste, dass er es konnte, aber er kannte wohl seinen Wert für
den Besitzer und darum konnte er sich kleine Freiheiten
erlauben.
Er sprach zwar mit den Pferden, aber nicht mit den Römern. Das
war wohl sein bescheidener Widerstand gegen Rom."
Thumelicus musste grinsen als er an diesen seltsamen Mann
dachte.
In der Unterkunft der Gladiatorenschule, spät am Abend. Ein flackerndes Öllämpchen spendet spärliches Licht. Thumelicus sitzt auf seinem Lager, die Arme verschränkt, der Blick leer. In der Tür steht plötzlich ein alter Mann mit einem weißen Bart.
Thumelicus (mit schwacher Stimme): "Philomenos - mein alter Lehrer. Woher wusstest du wo du mich findest?"
"Thumelicus mein guter - mein bester Schüler... Freya hat mich aufgesucht und mir deine und ihre Geschichte erzählt. "
Thumelicus: "Ich hätte nicht
gedacht, dass du dich noch erinnerst."
Philomenos setzt sich an die Lagerkante:
Ich erinnere mich an jedes Kind, das ich unterrichtet habe. An
dich besonders, Thumelicus. Du hast Fragen, nicht wahr?
Thumelicus (blickt ihn prüfend an):
"Ja. Eine - vielleicht mehrere.
Warum hast du damals gesagt… Arminius - mein Vater sei
ein Verräter?
War das deine Überzeugung… oder war es das, was Rom von dir
hören wollte?"
Philomenos (seufzt, senkt den Blick):
"Ich habe es gesagt… vor vielen Ohren. Vielleicht habe ich es
damals auch gedacht."
Thumelicus: "Und heute - unter vier Ohren? Wieso ist Arminius zum Verräter an Rom geworden?"
Philomenos: "Ich weiß es auch nicht, aber ich kann mir die Gründe dafür denken. Die Völker die dein Vater vorher half zu unterwerfen hatten für ihn keine Bedeutung. Als er aber in seine Heimat zurück kam und er Menschen aus seinem eigenen Volk sah wie Rom ihnen ihre Nahrung weg nahm, römisches Recht durchsetzte und grausame Strafen bei Nichtbeachtung verhängte ist wohl etwas in ihm erwacht.
Varus statt milde zu herrschen, übte eine grausame Herrschaft aus. Als einmal Aufstände ausbrachen, ließ er tausende Germanen gefangen nehmen und sie auf das Schlimmste hinrichten, vor allem durch Kreuzigungen, um die übrigen mit Furcht zu erfüllen und die Ordnung wiederherzustellen.“ (Tacitus, Annalen 1,29)
Velleius Paterculus sagte über Varus, dieser stammte aus einer angesehenen, wenn auch nicht hoch-adligen Familie. Er war von milder Gemütsart, ruhigem Temperament, etwas unbeweglich an Körper und Geist, mehr an müßiges Lagerleben als an den Felddienst gewöhnt. Dass er wahrhaft kein Verächter des Geldes war, beweist seine Statthalterschaft in Syrien: Als armer Mann betrat er das reiche Syrien, und als reicher Mann verließ er das arme Syrien. Als er Oberbefehlshaber des Heeres in Germanien wurde, bildete er sich ein, die Menschen dort hätten außer der Stimme und den Gliedern nichts Menschenähnliches an sich, und die könne man durch das römische Recht lammfromm machen.... Dadurch wiegte sich Quintilius Varus in höchster Sorglosigkeit, ja, er fühlte sich eher als Stadtprätor, der auf dem römischen Forum Recht spricht, denn als Oberbefehlshaber einer Armee im tiefsten Germanien.
Thumelicus hakt nach: "War mein Vater also ein Verräter oder was war er sonst?"
Philomenos: "Er hat gekämpft für das, was er als gerecht sah. Heute, mit Abstand, erkenne ich: Er war kein Verräter. Er war ein Mann, der sich für seine Wurzeln, für sein Volk entschied.
Thumelicus flüstert: Und ich? Was soll ich sein?
Philomenos legt ihm die Hand
auf die Schulter: "Nicht, was andere dir sagen.
Finde deine eigene Entscheidung. So wie dein Vater es
tat.
Aber überlege, ob sie dem Zorn entspringt – oder der
Hoffnung."
Sie schweigen. Draußen rufen Soldaten, Schritte hallen. Doch
für einen Moment ist es still zwischen den beiden.
Philomenos leise:
"Ich habe lange gebraucht, das zu begreifen. Ich hoffe,
du brauchst weniger Zeit."
Thumelicus
nachdenklich:
"Ich habe gekämpft, gehorcht, überlebt. Aber wofür? Ich weiß
es nicht mehr, wer ich bin… oder was das alles bedeuten soll."
Philomenos ruhig:
"Die Frage nach dem Sinn stellt sich jedem, der den Lärm der
Welt hinter sich lässt. Du bist bereit, weil du zweifelst."
Thumelicus:
"Aber ich spüre nur Leere. Was, wenn alles Leid umsonst war?"
Philomenos nickt:
Der Stoiker Epiktet sagte einst: „Nicht die Dinge selbst
beunruhigen uns, sondern unsere Meinung über die Dinge.
Das bedeutet: Es ist nicht das Leid, das dich quält, sondern
wie du es bewertest."
Thumelicus leise:
"Du meinst… ich kann selbst entscheiden, wie ich damit
umgehe?"
Philomenos:
"Ja. Sinn liegt nicht in den Umständen, sondern in der
Haltung, die du ihnen entgegensetzt. Du musst nicht verstehen,
warum alles geschah – aber du kannst wählen, was du daraus
machst."
Thumelicus:
„Sag, alter Freund… du kennst so viele Götter – wer ist dir am
nächsten? Wem vertraust du in dunklen Stunden?“
Philomenos schmunzelte und überlegte einen Moment, bevor er
sagte:
„Zwei Namen kommen mir in den Sinn: Athene… und Wodan.“
Thumelicus hob die Augenbrauen.
„Eine seltsame Wahl. Eine Göttin aus dem Süden, ein Gott aus
dem hohen Norden.“
Philomenos nickte.
„Mag sein. Doch beide tragen Weisheit in sich – eine, die
schwerer wiegt als Macht oder Ruhm.
Athene ist die griechische Göttin der Weisheit, der Kunst und
der Gerechtigkeit. Sie ist die Tochter des Zeus, der sie laut
Mythos aus seinem Kopf gebar.
Athene ist klug, mutig und gerecht, aber auch nüchtern und
diszipliniert. Sie bevorzugt kluge Taktik über rohe Gewalt.
Wodan – der Wanderer, der Einäugige. Er gab sein Auge für
Erkenntnis, hing neun Nächte am Weltenbaum, um die Runen – die
Geheimnisse des Daseins – zu erlangen. Er ist kein sanfter
Gott. Aber er sucht Wissen, selbst wenn es ihn schmerzt. Er
weiß, dass das Ende kommt – Ragnarök – und doch kämpft er
nicht aus Hoffnung auf Sieg, sondern aus Pflicht und Ehre.“
Thumelicus nickte langsam.
„Zwei Götter, so verschieden… und doch… vielleicht haben sie
mehr gemeinsam, als man denkt.“
Philomenos:
„Genau das, mein Junge. Die Götter lehren uns – nicht durch
ihr Sein, sondern durch das, was sie von uns fordern. Den Mut,
zu fragen. Die Kraft, zu wählen. Und manchmal… den Willen, das
Schwere anzunehmen.“
Thumelicus saß nachdenklich, starrte in die Glut des kleinen
Feuers.
„Philomenos… betest du zu ihnen? Bringst du Opfer für deine
Götter?“
Philomenos blickte still in die Dunkelheit, dann schüttelte er
den Kopf.
„Nein. Schon lange nicht mehr.“
Thumelicus runzelte die Stirn.
„Aber du hast doch eben von Athene und Wodan gesprochen.“
Philomenos nickte.
„Ich ehre sie – als Sinnbilder, als Spiegel der menschlichen
Suche. Doch mein Weg hat sich gewandelt. Früher glaubte ich,
die Götter erhörten Bitten, nahmen Opfer an, griffen ein.
Heute… folge ich anderen Lehren. Der Stoa.“
Thumelicus:
„Stoa? Was ist das?“
Philomenos lächelte schwach.
„Kein Tempel, kein Altar. Die Stoa ist ein Weg der inneren
Ruhe. Der Vernunft. Sie lehrt: Nicht die Götter bestimmen
unser Glück, sondern unser Umgang mit dem, was geschieht. Wir
können das Schicksal nicht lenken – aber wir können lenken,
wie wir ihm begegnen.“
Thumelicus senkte den Blick.
„Und was ist mit Hoffnung? Mit Bitten, dass es anders kommt?“
Philomenos:
"Der Stoiker bittet nicht um ein leichteres Leben. Er
bittet um die Kraft, es zu ertragen. Weisheit, Mut,
Gerechtigkeit, Selbstbeherrschung – das sind seine Götter.
Nicht auf dem Olymp, sondern in uns.“
Thumelicus schwieg lange. Dann flüsterte er: „Ein harter
Weg.“
Philomenos sah ihn ruhig an.
„Vielleicht. Aber auch ein freier. Denn wer nichts erwartet,
wird nicht enttäuscht. Und wer in sich ruht, kann selbst im
Sturm stehen.“
Thumelicus sah ihn lange an, dann fragte er leise:
„Aber wie… wie soll ich das in meinem Leben nutzen,
Philomenos? Ich bin ein Gefangener. Ein Kämpfer, gezwungen zu
töten. Was hilft mir da Vernunft und Gleichmut?“
Philomenos antwortete ruhig:
„Gerade dort, wo dir alles genommen wird – Freiheit,
Sicherheit, Würde –, bleibt dir eines: deine innere Haltung.
Du kannst nicht wählen, ob du kämpfst. Aber du kannst wählen,
wie du kämpfst. Ob du dich vom Hass leiten lässt, vom Zorn…
oder von Klarheit.“
Thumelicus schüttelte den Kopf.
„Und wenn ich falle? Wenn ich sterbe in dieser Arena?“
Philomenos nickte langsam.
„Dann stirb, wie ein freier Mann weil dein Geist frei ist.
Nicht als Werkzeug deiner Herren, sondern als jemand, der das
Leben nicht an der Länge misst, sondern an der Würde. Das ist
die stoische Freiheit: selbst im Tod nicht besiegt zu sein.“
Thumelicus flüsterte: „Leicht ausgesprochen schwer
umzusetzen.“
Philomenos legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ich weiß. Aber du bist nicht allein. Die Götter, ob Athene
oder Wodan, mögen schweigen. Doch in deinem Herzen – da
entscheidet sich alles.“
Philomenos lächelte mild, als er sah, wie ernst Thumelicus
jetzt dreinblickte.
„Weißt du noch, was ich meinen Schülern immer sagte, wenn sie
dachten, das Leben sei zu schwer?“ Er wartete nicht auf die
Antwort. „Solange du denken kannst, lebst du. Also denk nicht
ständig ans Sterben, Thumelicus…“
Er beugte sich ein wenig näher zu ihm und sagte dann in
feierlichem, weichem Tonfall auf griechisch:
„Ouk estin sêmeron agathē
hēmera pros thanaton.“
Thumelicus blinzelte – und dann lachte er leise. Er sah
zu seinem Lehrer und übersetzte stolz:
„Das hast du früher oft zu uns gesagt…Heute ist kein guter Tag
zum Sterben.“
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Lehrers - stolz
darauf, dass seine Lehren nicht vergessen worden sind.
Das war ein Lieblingsspruch von Philomenos. Damals dachte
Thumelicus wenig darüber nach. Inzwischen verstand er was er
damit meinte:
"Pass auf dich auf. Lebe jetzt und heute. Wer weiß schon was
der nächste Tag bringt."
Für einen Moment war er nicht der Gladiator, nicht der Sohn
eines Helden.
Er war einfach nur ein junger Mann – der das Leben Wert
schätzte.
Thumelicus nachdenklich, mit Blick auf Philomenos:
"Du bist aus Griechenland, nicht wahr?
Was hat dich her geführt… nach Rom?
Warum arbeitest du für jene, die dein Volk unterworfen haben?"
Philomenos leise
lächelnd:
"Eine Frage, die ich mir selbst oft gestellt habe,
Junge.
Ich kam nicht in Ketten – ich kam aus Not.
Griechenland war nicht mehr das, was es einst war. Die großen
Städte voller Streit, die Felder leer, die Gelehrten
verarmt.
Rom versprach Brot… und ein Publikum für unsere Worte."
Thumelicus mit leiser Bitterkeit:
"Also hast du dein Wissen verkauft?"
Philomenos ernst werdend:
"Nein. Ich habe es bewahrt.
Wenn unser Volk gefallen ist, dann bleibt uns nur, dass man
uns noch zuhört.
Die Philosophie, die Sprache, die Gedanken meiner Ahnen – sie
leben weiter, weil wir sie mitgebracht haben.
Nicht mit dem Schwert, sondern mit Wort und Schrift."
Thumelicus:
"Und wie kam es überhaupt so weit?
Wie hat Rom euer Land gebrochen?"
Philomenos blickt in die Ferne:
"Nicht in einem Tag. Nicht in einer Schlacht.
Zuerst kamen Verträge, dann Abhängigkeit… dann Bürgerkriege,
in denen wir uns selbst geschwächt haben.
Rom war klug. Es kam nicht immer mit Gewalt – es kam mit
Münzen, mit Bündnissen, mit dem Versprechen auf Ordnung.
Und am Ende… war die Freiheit dahin, bevor wir es merkten."
Thumelicus leise:
"Und jetzt lehrst du Söhne der Besiegten… im Dienst der
Sieger?"
Philomenos nach kurzem Schweigen:
"Ich lehre, wem ich begegnen darf.
Vielleicht, damit Menschen wie du eines Tages klüger
entscheiden als wir.
Wissen ist das Einzige, das kein Imperium wirklich beherrschen
kann."
Das Licht fällt gedämpft
durch eine kleine Öffnung in der Wand. Thumelicus richtet sich
mühsam auf. Sein Blick ist angespannt, die Stimme fester.
Thumelicus mit unterschwelligem Zorn:
"All die Jahre…
Du hast mir Lesen beigebracht, von den Göttern erzählt, mir
Fragen gestellt – aber nie die eine beantwortet, die über
allem lag.
Warum hast du nie gesagt, wer ich wirklich bin?"
Philomenos überrascht, betroffen:
"Ich… wusste es nicht, Thumelicus.
Als du mir damals übergeben wurdest, hieß es nur: ein
germanisches Waisenkind, aufgenommen von der Familie eines
verdienten Offiziers.
Namen wurden verschwiegen – vielleicht aus Angst, vielleicht
aus Vorsicht.
Dein Ursprung war ein Geheimnis…
Ich möchte dir auch den Rat geben dies keinem Anderen zu
erzählen. Arminius hat keinen guten Klang im Ohr eines Römers.
Viele haben in den Kämpfen gegen Arminius ihre Söhne, Brüder
oder Väter verloren."
Philomenos sanft:
"Dein Blick, dein Trotz, dein Drang zu verstehen – vielleicht
hätte ich etwas ahnen können.
Aber auch ich bin Teil dieses römischen Spiels geworden, habe
dich gelehrt, ohne zu wissen, welche Last du trägst.
Doch jetzt, da du weißt, wer du bist – was wirst du tun?"
Thumelicus leise:
"Ich weiß es nicht. Aber zum ersten Mal… habe ich das Gefühl,
dass ich selbst entscheiden kann, wer ich sein will."
Philomenos nickt langsam:
"Dann war es nicht umsonst, dass ich gekommen bin. Und nicht
zu spät."
"Wie meinst du das? Ich bin hier Gefangener. Welche Möglichkeiten habe ich außer in der Arena zu überleben oder zu sterben?"
"Du bist ein schlauer Kopf. Du hast schon im Unterricht nicht nur auswendig gelernt sondern alles hinterfragt."
Thumelicus müde:
"Was nützt mir das Denken, wenn ich mit dem Schwert überleben
muss?"
Philomenos setzt sich neben ihn:
"Gerade deshalb.
Ein Muskel, der nicht bewegt wird, verkümmert.
Glaub mir – das gilt für den Arm wie für den Verstand.
Du kannst stark sein in der Arena.
Aber bleib frei hier." Er tippt sich gegen die Schläfe.
Thumelicus blickt ihn an:
"Und wie soll ich d…"
Philomenos ruhig:
"Du solltest schreiben, Thumelicus. Was dich
bewegt. Was dich antreibt. Wer du bist.
Nicht nur kämpfen. Dein Geist muss atmen, genau wie dein
Körper sich bewegen muss."
Thumelicus zweifelnd:
"Und wenn jemand es findet?
Was, wenn ein Aufseher liest, was ich denke?"
Philomenos setzt sich neben ihn, spricht leise:
"Dann gib es mir.
Ich werde es aufbewahren.
Sicher. Niemand wird es sehen außer mir.
Deine Gedanken verdienen einen Ort, an dem sie wachsen dürfen
– frei von Furcht."
Thumelicus zögert, dann leise:
"Warum tust du das?"
Philomenos (lächelt weich):
"Weil dein Geist zu wertvoll ist, um im Schatten zu
verkümmern.
Du bist nicht nur ein Kämpfer, Thumelicus.
Du bist ein denkender Mensch.
Und eines Tages wirst du froh sein, dass du all das
festgehalten hast."
Thumelicus (blickt nachdenklich zur Lampe):
"Vielleicht schreibe ich. Über Freiheit Hoffnung Ehre..."
Philomenos steht auf, nickt zustimmend:
"Dann besorge ich morgen Papyrus und Tinte. Und einen sicheren
Platz.
Versprochen."
Ein paar Tage sind vergangen, seit Freya Thumelicus wiedergefunden hat. In der kleinen, stillen Kammer riecht es nach Kräutern und warmer Erde. Freya tritt ein, trägt einen Korb unter dem Arm und ein weiches Lächeln im Gesicht.
„Zeit, deinen Verband zu wechseln“, sagt sie sanft und
beginnt, mit geübten Händen den Stoff zu lösen.
Thumelicus beobachtet sie. „Du bist wiedergekommen.“
„Natürlich“, erwidert sie. „Ich habe dir auch etwas
mitgebracht.“
Freya holt einen kleinen, in Tuch gewickelten Tonnapf aus dem
Korb und stellt ihn auf den kleinen Tisch. Er öffnet ihn und
erstarrt. „Das… das kenne ich…“ – Er riecht daran, schließt
die Augen. „Du hast es immer gemacht, wenn ich krank war. Oder
traurig.“ – Freya nickt lächelnd: „Ich habe das alte Tongefäß
aufbewahrt. Deine Mutter mochte es auch. Es hatte in den Augen
der Römer keinen Wert. Daher durfte ich es behalten.“
Freya erklärt die Wirkung: „Die Suppe stärkt das Blut,
beruhigt den Zorn, heilt müde Glieder und verjagt die Kälte
des Waldes.“
Nach der Suppe stellt sie noch eine Schale vor ihn hin und
hebt das Tuch, das sie bedeckt. Ein süßlich-nussiger Duft
steigt auf – geröstete Haselnüsse, vermischt mit dunklem Honig
und den fruchtigen Noten getrockneter Beeren.
Thumelicus’ Augen weiten
sich. Er neigt sich näher heran, schnuppert, dann starrt er
Freya an.
„Das... das hab ich früher gegessen. Immer, wenn ich krank war
oder traurig. Das ist...“
„Dein Lieblingsbrei“, bestätigt Freya leise. „Ich wusste
nicht, ob du dich erinnerst.“
Thumelicus greift mit den Fingern hinein, kostet. Er schließt
die Augen. Ein Lächeln schleicht sich über sein Gesicht. „Das
schmeckt genau wie früher. Wie bei dir... wie daheim.“
"Iss nicht mit den Fingern. Wir sind schließlich keine
Barbaren. " scherzt sie. Thumelicus lacht.
Er blickt sie an, ein wenig beschämt. „Ich dachte, ich hätte
alles vergessen.“
„Das Herz vergisst nicht so leicht“, sagt Freya und legt ihre
Hand auf seine.

Thumelicus: Freya…
Kannst du mir von meinen Eltern erzählen?
Freya: Natürlich, Thumelicus. Ich erinnere mich noch an den
Tag als sie sich zum ersten Mal sahen. Dein Großvater,
Segestes, war wie dein anderer Großvater ein Stammesfürst –
und ein strenger Vater. Die erste Begegnung zwischen Siegfried
und Thusnelda war voller Spannung. Siegfried kam zu Segestes,
bat um Unterstützung im Kampf gegen die Römer…
Es war in der Halle des Segestes. Siegfried trat ein,
begleitet von einem Gefährten. Segestes saß auf einem erhöhtem
Platz, Thusnelda stand an seiner Seite – schön, ruhig,
wachsam.
Siegfried sagte respektvoll: "Edler Segestes. Rom beutet unser
Volk aus, tötet und versklavt Menschen die wir lieben.
Es ist Zeit, dass wir uns erheben. Ich bitte dich, uns
anzuschließen. Mit deinem Namen, deinen Kriegern."
Segestes kalt: "Gegen Rom? Mit Bauern und Schmieden gegen
ausgebildete Legionen? Das ist Wahnsinn, kein Aufstand. Du
bist ein Träumer und ein Verräter. Du bist schließlich ein
Legionär Roms"
Siegfried schwieg einen Moment, dann sah er zu Thusnelda. Ihre
Augen trafen sich. Sie lächelte. Offen, mutig. Ihr Blick blieb
lange stehen.
Segestes bemerkte die Blicke und knurrte: "Vergiss es!
Thusnelda ist bereits versprochen. Und sie wird sich nicht mit
einem Feind Roms abgeben."
Siegfried senkte den Blick nicht – er sah nur zu Thusnelda.
Sie rollte die Augen, fast trotzig. Keine Spur von einer
verliebter Braut.
Siegfried leise, an Segestes: "Dann möge Rom gut auf deinen
künftigen Schwiegersohn achten."
Freya fährt leise fort: "Beim Hinausgehen habe ich ihn
begleitet. Kurz bevor er den Hof verließ, beugte er sich zu
mir und flüsterte: "Sag ihr… ich werde siegen. Und ich hole
mir meine Braut. So wahr ich Siegfried aus Vetera bin."
Etwas später im Gemach von Thusnelda. Ich kämmte ihr Haar und
sagte ihr was mir Siegfried zugeflüstert hatte:
"Er hat mir etwas aufgetragen. Der Herr aus Vetera."
Thusnelda blickt mich neugierig an: "Siegfried?"
"Er sagte… „Sag ihr, ich werde siegen. Und ich hole mir
meine Braut. So wahr ich Siegfried aus Vetera bin.“
Dann war Stille. Thusnelda sah wieder in ihren Spiegel, aber
ihr Blick wurde sanft. Ein wenig stolz. Dann ein kaum
sichtbares Lächeln.
Thusnelda: "Der Narr. Er spricht, als gehöre ich ihm schon."
Ich fragte sie: "Und gehört Ihr ihm?"
Thusnelda stand langsam auf, trat ans Fenster. Draußen nur
Dunkelheit und ferne Stimmen.
Thusnelda: "Noch nicht. Aber wenn er hält, was er sagt… wer
weiß, wem ich dann gehöre."
Ich meinte vorsichtig: "Und der, den dein Vater für dich will…
ist er ein schlechter Mann?"
Thusnelda sagte trocken: "Er ist nicht dumm. Er redet wenig.
Reitet aufrecht. Trägt Roms Farben."
Ich entgegnete: " Das klingt nicht wie Hass."
Thusnelda leise: " Nein. Aber auch nicht wie Feuer."
"Und bei Siegfried?"
Thusnelda blickte ins Leere: "Da ist keine Ruhe. Nur Sturm.
Und ich weiß nicht, ob er mich sucht… oder die Krone, die mein
Vater mit mir verhandelt."
"Und was willst DU?"
Thusnelda (blickte mir direkt in die Augen): "Jemanden, der
mich will, weil ich für ihn mehr bin als eine Ware oder eine
Versicherung."
Sie wandte sich ab, ging ein paar Schritte, dann blieb sie
stehen. Ein leicht spöttisches Lächeln auf den Lippen.
Thusnelda: "Mein Vater zählt Bündnisse. Ich zähle Blicke."
Thumelicus: Was geschah danach?
Freya: Einige Tage danach hörte ich wie Segestes seiner Frau
erzählte, dass er Arminius’ Pläne bei Varus dem römischen
Heerführer verraten hatte.… und Varus soll darüber gelacht
haben – zusammen mit Arminius. Es war ein bitteres Spiel der
Täuschung und des Stolzes.
Thumelicus: Und wie ging es weiter?
Freya: Siegfried hat sich seine Braut geholt wie er
versprochen hat. Deine Mutter Thusnelda hatte ihren eigenen
starken Willen. Siegfried – dein Vater – liebte sie, und sie
ihn. Aber Segestes, ihr Vater, wollte sie einem Mann geben,
der Rom diente. Sie wollte das nicht.“
Thumelicus sah überrascht auf.
„Also hat sie ihren Mann selbst gewählt?“
„Ja,“ nickte Freya.
„Dein Vater kam in einer Nacht ohne Mondschein. Sie war
vorbereitet. Sie stieg zu ihm aufs Pferd, und sie flohen in
den Wald.
Fern von den Augen Roms ohne die Einwilligung ihres Vaters
gaben sie sich das Jawort – nach altem Brauch unter den
heiligen Eichen.
Sie feierten mit Feuer und Met und versprachen sich ewige
Treue.“

Thumelicus
schwieg einen Moment, dann fragte er leise:
„Hat sie es je bereut?“
Freya sah ihn ernst an.
„Nie. Auch als der Preis hoch war. Auch als sie gefangen
genommen wurde. Sie trug ihr Schicksal, wie es eine
Fürstentochter tut – mit erhobenem Haupt. Und immer mit dem
Glauben, dass ihre Liebe einen Sinn hatte.“
Thumelicus blickte in die Flammen.
„Ich wünschte, ich hätte sie gekannt.“
Freya legte ihm sanft die Hand auf die Schulter.
„In dir lebt sie weiter, Thumelicus. In deinem Trotz, in
deiner Art zu fragen – in deinem Mut. Sie war stark. Und du
bist ihr Sohn.“
Thumelicus lächelte kurz, dann wurde er ernst. „Und
dann?“
Freya seufzte.
„Sie zog zu ihm in sein Langhaus. Dein Vater hatte es mit
allem eingerichtet, was er auftreiben konnte – sogar römische
Glasfenster, silbernes Geschirr, römische und germanische
Handwerkskunst. In einer großen Truhe war Schmuck,
Silbergeschirr und römische Gold- und Silbermünzen. Das hatten
die Römer im Wald zurückgelassen. Sie brauchten es wohl nicht
mehr.
Wir lebten in Siegfrieds
Haus. Siegfrieds Vater war im Jahr der Römerschlacht gestorben
und Siegfried war sein Nachfolger und somit Stammesfürst.
Thusnelda war glücklich, auch wenn der Frieden nicht von Dauer
war.“
„Wegen dem Vater meiner
Mutter?“
„Ja - und natürlich wusste Siegfried auch dass auch Rom
zurückschlagen wird“ sagte Freya.
„Monate später lockte Segestes sie mit falschen Worten. Er
ließ ihr sagen, er wolle sich versöhnen. Thusnelda glaubte ihm
– sie wollte den Streit beenden. Als sie bei ihm war, nahm er
sie gefangen und ließ sie nicht mehr zurückkehren.“
Thumelicus starrte in die Flammen.
„Und mein Vater?“
Freya blickte ernst.
„Als Siegfried davon hörte, wurde er rasend vor Zorn. Er rief
seine treuesten Männer zusammen, marschierte zur Festung von
Segestes und belagerte sie. Sie waren bereit, Thusnelda mit
Gewalt zu befreien. Segestes, in großer Bedrängnis, schickte
einen Boten zu Germanicus – dem römischen Feldherrn. Der kam
mit seinen Truppen und sprengte die Belagerung. Segestes hat
ihm dafür Thusnelda übergeben… als Kriegsbeute.“
Thumelicus erregt: „Die eigene Tochter ausgeliefert?"
Freya fährt fort: "Ein treuer Gefährte von Arminius schilderte
mir die Reaktion deines Vaters folgendermaßen:
,Den Arminius, von Natur schon heftig, trieb es wie wahnsinnig
umher, dass ihm die Gattin geraubt, dass sein Kind unter dem
Herzen der Mutter in Sklaverei sein solle.
Er flog durch die Gaue der Cherusker, Krieg gegen Segestes,
Krieg gegen den Caesar fordernd.
Auch mit Schmähungen sparte er nicht: der edle Vater, der
große Imperator, die tapferen Kriegs-scharen, die mit so
vielen Hände ein armes Weiblein entführt hätten!
Ihm seien drei Legionen und ebenso viele Legaten in den Staub
gesunken. Aber er führe freilich den Krieg nicht durch Verrat,
nicht gegen schwangere Frauen, sondern offen und gegen
Bewaffnete. Noch schaue man in Germaniens Hainen die römischen
Feldzeichen, die er den heimischen Göttern aufgehängt habe.
Immerhin möge ein Segestes das bezwungene Ufer bebauen und den
Sohn wieder zum Priester am Altar von Menschen machen. Wer ein
Germane sei, der könne nie entschuldigen, dass er zwischen
Elbe und Rhein einst Ruten, Beile und Toga gesehen habe.
Andere Stämme wüssten nichts von der römischen Art zu
herrschen, darum auch nichts von ihren Henkersbeilen, nichts
von Abgabenzahlungen; da sie sie (die Cherusker) nun dies
abgeschüttelt hätten, nun jener als Gott verehrte Augustus,
jener auserkorene Tiberius fruchtlos abgezogen seien, sollten
sie vor einem unerfahrenen Jüngling, vor einem aufrührerischen
Heer nicht erbeben!
Wenn ihnen Vaterland, Eltern und das Althergebrachte lieber
sei als Gewaltherren und neue Kolonien, so sollten sie dem
Arminius zu Ruhm und Freiheit folgen und nicht einem Segestes
zu schimpflicher Knechtschaft!' (Tacitus, Annales 1. 59-62)
Thumelicus: "Ich kann mir
das kaum vorstellen. Die eigene Tochter..."
Freya: "Sieh, mein Junge, seit diesem Tag trug deine Mutter
ein gebrochenes Herz in sich. Vielleicht war das auch ein
Grund, dass sie so früh gestorben ist."
Thumelicus: "Ich verstehe. Aber es ist alles so schwer zu
begreifen. "
Freya: "Ja, Thumelicus. Manchmal bleibt uns nur, die
Geschichten zu hören, sie zu ertragen und aus ihnen zu
lernen."
Thumelicus: "Woran erinnerst du dich noch. Erzähle mir alles
von meinem Vater."
Freya beginnt: "Ein paar Tage nach dem ersten Besuch bei
Segestes - ich war gerade zu Besuch bei meiner Mutter. Du
musst wissen, meine Mutter war die Heilkundige und die Seherin
unseres Stammes. Von ihr habe ich alles über Kräuter und die
Behandlung von Verletzungen und Krankheiten gelernt. Da
klopfte Siegfried an unsere Tür. Er war allein ohne Begleiter.
Meine Mutter bat ihn am Feuer Platz zu nehmen.
Sie warf ein paar mal trockene Nadeln in die Glut und begann
dann zu sprechen:
"Siegfried du willst wissen was die Götter mir zugetragen
haben. Ich sehe zwei Raben die sich auf Adler stürzen. Ich
sehe einen Lindwurm der im eigenen Blut ertrinkt."
Siegfried verstand. Er nickte zufrieden.
Die Seherin mit ernster Stimme:
„Ja, du wirst siegen, Siegfried, doch der Preis für den Sieg
wird hoch sein. Blut wird fließen, mehr als du ahnst. Die
Schatten deiner Taten werden dich lange begleiten – die Adler
werden zurückkehren und nicht alle, die dir nahe stehen,
werden wieder heimkommen.“
Doch Siegfried war fest entschlossen:
„Der Preis mag hoch sein, doch unser Volk wird frei sein. Hab
Dank weise Frigga. Deine Worte stärken meinen Willen.“
Frigga mit ernster Miene:
„Ich werde Wodan und Donar um ihren Beistand bitten. Ihre
Kraft wird dich auf deinem Weg schützen.“
Thumelicus: "Weißt du was die Worte deiner Mutter bedeuten?"
Freya: "Ja. Die Raben sind das Symbol für die Raben Wodans
unseren höchsten Gottes. Die Adler stehen für die Macht Roms.
Der Lindwurm meint das Heer der Römer die in ihrem Blut
ertrinken. Ich weiß ja nicht ob es durch meine Mutter bewirkt
wurde, aber Donar hat bei der Schlacht kräftig geholfen. Die
Römer erzählen immer noch, dass sie gesiegt hätten wenn das
Wetter besser gewesen wäre."
"Am Tag nach diesem Besuch zog Siegfried mit allen
Stämmen die er auf seine Seite bringen konnte in die Schlacht
um unsere Freiheit und besiegte in den Wäldern drei Legionen
Roms."
Thumelicus: "Aber der Preis war hoch - so wie es deine Mutter
sagte. Meine Eltern tot - du und ich Gefangene Roms."
Freya nickte: "Das ist wahr, aber unser Volk ist frei. Rom hat
sich zurückgezogen."
Thumelicus ist wieder allein. Es ist Nacht und es ist still
geworden. Nur das entfernte Knarren des hölzernen Torbogens im
Wind, das gelegentliche Schnauben der Pferde in den Ställen
sind noch zu hören. Thumelicus liegt auf seinem Strohlager,
den Kopf auf den gefalteten Mantel gestützt. Der Duft von
Freyas Suppe liegt noch in der Luft – würzig, warm, wie ein
Stück Erinnerung, das sich nicht vertreiben lässt.
Er lächelt. Haselnussmus, denkt er. „Wer hätte gedacht, dass ich mich
an so etwas erinnere.“
Seine Finger tasten nach dem kleinen Lederbeutel, in dem er
ein paar getrocknete Kräuter aufbewahrt – ein kleines Geschenk
von Freya.
Sie riechen nach Kindheit - nach Heimat. Aber was ist das? Ein
Ort? Eine Person?
Vor dem Tor der Gladiatorenschule steht ein Legionär. Groß und grimmig sieht er aus.
Ein Auge ist geschlossen.
Sein Haar ist blond und schon leicht ergraut.
Ehrfürchtig und ohne dass es eines Befehls bedurft hätte,
treten die Wachen zur Seite und gewähren ihm Einlass.
"Bring mich zu Thumelicus" befielt er einem der Diener.
Am Lager des Thumelicus.
Dieser richtet sich auf und fragt: "Fremder wer bist du. Was
willst du von mir."
"Ich bin Flavus. Dein Onkel." antwortet dieser kurz und knapp.
„Heute,“ sagt er mit einem
wehmütigen Lächeln, „ist es Zeit, dass du etwas bekommst, das
deinem Vater heilig war.“
Er löst ein Tuch mit ruhigen Fingern. Darunter lag ein Schwert
– der Griff aus dunklem, abgenutztem Leder, die Klinge matt,
aber mit einem kaum sichtbaren Schimmer, als ob sie sich an
vergangene Schlachten erinnerte.
Er reicht Thumelicus das Schwert. Dieser nimmt es mit beiden
Händen. Schwer ist es – schwer an Gewicht, schwer an
Bedeutung.
„Dies, mein lieber Neffe, ist nicht nur ein Stück Eisen. Es
ist das Erbe eines Mannes, der einst versuchte, unser Volk zu
vereinen. Trage es mit Ehre, aber lass nicht zu, dass es dein
Herz hart macht.“
"Onkel - ich habe Fragen..."
"Kann ich mir denken." entgegnete Flavus "Zuerst die naheliegendste - warum ich mich erst jetzt bei dir melde. Das hat mehrere Gründe. Als dein Vater den Ver... die Seiten gewechselt hatte war es für mich sehr schwer. Meine Vorgesetzten beobachteten mich lange Zeit sehr argwöhnisch ob ich es deinem Vater gleichtue. Es hat gedauert bis ich wieder ihr Vertrauen hatte. Der andere Grund war, dass ich nach dem Tod deiner Mutter nicht wusste was aus dir geworden ist. Erst nach langer Suche ist es mir gelungen dich hier zu finden."
"Wann hast du meinen Vater
das letzte Mal gesehen?"
"Es war im dritten Jahr der Herrschaft des Tiberius, am Ufer
der Weser… als ich mit Germanicus zur Vergeltungsschlacht
gegen die Aufständischen zog.
Nachdem wir zuerst am Ort der Niederlage von Varus die
Überreste unserer Kameraden bestattet hatten, trafen wir an
der Weser auf die germanischen Stämme. Der Fluss trennte unsere zwei Welten. Auf der
einen Seite standen die Legionen Roms, zu denen ich gehörte.
Auf der anderen – dein Vater Arminius, mit den anderen Fürsten
der Cherusker und vieler anderer Stämme. Es war der Tag, an
dem ich erfuhr, dass mein Bruder mich sprechen wollte.
Ich ging zu Germanicus und dieser stimmte dem Treffen zu. Ich
trat vor und mein Bruder kam mir entgegen. Er ließ seine
Leibwache zurück. Auch ich befahl, dass unsere Bogenschützen
sich zurückzögen. So standen wir da. Damals trennte uns schon
mehr als nur der Fluss
Er sah mich an. „Was ist mit deinem Auge geschehen?“, fragte
er als erstes mit dem besorgten Tonfall des älteren Bruders.
„Pannonien“, sagte ich. „Ein Gefecht unter Tiberius. Dort
verlor ich’s.“
„Und was war dein Lohn?“, spottete er.
Ich: „Sold. Eine Halskette. Ein Kranz. Anerkennung.“
Da lachte er laut auf: „Sklavensold!“, rief er. „Für einen
Römer? Du bist nicht mehr mein Bruder – du bist ein Knecht des
Kaisers.“
"Wir begannen zu streiten. Ich sprach von der Macht Roms, von
der Gnade des Cäsars. Dass, wenn er sich ergeben würde, er
verschont würde. Dass seine Frau – deine Mutter – und du,
Thumelicus, in Frieden leben könnten. Ich beschwor ihn, zu
erkennen dass er gegen diese römische Übermacht nicht mehr
siegen könne.
Als ich dich erwähnte zögerte er kurz und seine Stimme brach:
'Ich habe einen Sohn?'
Da dachte ich schon - ja ich hoffte dass ich ihn umstimmen
könnte. In diesem einen Augenblick.
Ich sprach zu ihm von Roms Größe, von der Ordnung, die der
Kaiser bringt. Ich sagte ihm: Wenn er sich ergibt, wird man
ihn nicht verderben. Dass du, Thumelicus, und seine Frau
Thusnelda von Rom gut behandelt würden. Dass Gnade möglich
sei."
Doch er lachte kalt.
„Gnade?“
Dann hob er die Stimme, und seine Worte brannten sich mir
ein:
„Hast du unserem Lehrer nicht zugehört? Hat Rom Vercingetorix
Gnade gezeigt? Dem gallischen Fürsten, der sich ergeben hat –
nackt, in Ketten, vor den Augen Cäsars? Sechs Jahre hat man
ihn gefangen gehalten, nur um ihn dann im Triumphzug zu
erdrosseln. So sieht Roms Gnade aus“
Ich wollte ihm entgegnen, ihn zur Vernunft bringen. Ich sprach
vom Gesetz, von der Stärke Roms, von seiner Ehre als Feldherr,
wenn er zu uns zurückkehrte.
Aber er sprach vom Vaterland. Von Freiheit. Von den alten
Göttern und unserer Mutter, die ihn angefleht hatte mich zu
überzeugen, dass ich mich nicht gegen die Meinen stelle. Ich
solle nicht Verräter an meinem Volk sein
Die Worte wurden schärfer, die Stimmen lauter. Wäre der Fluss
nicht zwischen uns gewesen – ich weiß nicht, was geschehen
wäre. Ich verlangte Pferd und Rüstung. Ich war bereit, alles
zu riskieren. Aber Stertinius - ein Kamerad - hielt mich
zurück.
Dein Vater stand auf der anderen Seite, die Faust erhoben, und
rief Drohungen auf lateinisch damit auch alle ihn verstanden.
So trennten wir uns zu meinem Bedauern – nicht als Brüder,
sondern als Feinde. Doch glaube mir, Thumelicus: In meinem
Herzen war der Bruder nie ganz fort.
Ich habe ihn nicht gehasst.
Ja - ich habe ihm nicht gefallen. Ich habe versucht, meinen
Weg zu gehen den ich für den Richtigen halte.“
Wir standen da, jeder auf seine Weise überzeugt und doch durch
Blut verbunden.
Das war das letzte Mal als ich ihn lebend sah.
Thumelicus fragt seinen Onkel Flavus wie es dann weiterging.
„Als ich deinen Vater zum
letzten Mal am Fluss sah, wusste ich, dass Worte ihn nicht
mehr erreichen würden. Arminius war überzeugt, für die
Freiheit zu kämpfen – und ich für Ordnung und Recht, wie ich
es in Rom gelernt hatte.
Am nächsten Tag begannen die Kämpfe. Wir, die römischen
Truppen unter Germanicus, hatten den Übergang über die Weser
gewagt – trotz der Warnungen. Dein Vater hatte sich mit
mehreren Stämmen verbündet. Ihre Krieger kannten das Gelände.
Aber Germanicus war ein schlauer Heerführer. Er kannte die
Taktik von Arminius und hatte aus Varus Fehlern gelernt. Der
Versuch unsere Soldaten in den Wald zu locken scheiterte und
auf offenem Gelände waren Roms Soldaten nicht zu schlagen.
Dein Vater kämpfte wie ein Berserker, ich sah ihn aus der
Ferne. Ein Schatten zwischen Rauch und Schlachtrufen. Es war,
als wolle er mit bloßer Wut den Strom der Geschichte
aufhalten.
"Hat Rom gesiegt?"
"Ja - am Ende mussten sich
Arminius Truppen zurückziehen. Wir hatten gesiegt – zumindest
auf dem Schlachtfeld.
Aber Arminius hatte immer noch nicht aufgegeben, auch nicht
nachdem er mit seinen Leuten in weiteren Schlachten bei den
Angrivarii-Wällen und an der Idistaviso verloren hatte.
Aber die Verluste auf beiden Seiten waren hoch.
Wir hatten die Hälfte unserer Leute verloren. Kaiser Tiberius
schließlich hat Germanicus den Rückzug befohlen.
Thumelicus und Flavus saßen nun schweigend auf einer Steintreppe.
Es war Thumelicus der das Schweigen brach: "Wie starb mein Vater? In der Schlacht?"
„Nein - wie ich später erfuhr
wurde er zwar mehrmals verwundet, aber es war nicht ein
Schwert, das ihn tötete. Nein, Thumelicus. Dein Vater fiel
nicht im offenen Kampf.“
Thumelicus blickt fragend: "Wie dann?“
Flavus mit bitterem Lächeln: „Durch Feigheit. Durch
Verrat. Siegfried wurde vergiftet. “
Thumelicus (mit flackerndem Zorn): „Gift! Das feige Mittel der
Schwachen.“
Flavus: „Genau. Nicht das Schwert, sondern das Gift – es nahm
ihm das Leben. Davor konnte sein Schwert ihn nicht
schützen.“
"Wer war der Mörder? Kennst du seinen Namen."
Er legt eine Hand auf
Thumelicus’ Schulter:
"Man hat mir nur erzählt dass es jemand von unseren Verwandten
war. Mehr konnte ich nicht herausfinden. Vielleicht jemand der
seine Stelle einnehmen wollte - vielleicht jemand der von Rom
bezahlt wurde. Ich kenne auch das Motiv des Mörders nicht.
Vielleicht wollte dein Vater einfach zu viel."
"Auf Befehl von Germanicus?" überlegte Thumelicus
"Nein - Germanicus starb zwei Jahre früher. Ebenfalls durch Gift."
Thumelicus schüttelte den Kopf: "Beide Krieger und beide starben durch Gift. Welch eine Ironie des Schicksals."
Flavus nickt und fährt fort:
„Ich kann mir denken dass du deinen Vater rächen willst, aber
deshalb habe ich dir das Schwert nicht übergeben.
Nicht nur als Waffe, sondern als Symbol. Für Mut, Ehre,
Tapferkeit und als Andenken an deinen Vater.
"Wie bist du zu seinem Schwert gekommen. Bei eurem letzten
Treffen wird er es dir nicht freiwillig überlassen haben
oder?"
Flavus musste lächeln. "Nein - gewiss nicht. Das Schwert hätte er höchstens im Tausch gegen deine Mutter hergegeben."
"Ich will dir dir Geschichte des Schwertes kurz erzählen und wie ich dazu kam."
Flavus sieht ihn lange an. Er läuft ein paar Schritte Dann setzt er sich wieder, das Gewicht der Erinnerung drückt auf ihn.
Als mein Bruder und ich noch
sehr jung waren kamen römische Soldaten in unser Dorf. Unser
Vater Segimer war der Fürst unseres Stammes. Rom hatte verfügt
dass jeweils ein Sohn vom Stammesführer mit nach Rom kommen
sollten um dort eine römische Ausbildung zu bekommen.
Warum? Dadurch hoffte Rom sich abzusichern, dass sich Stämme
nicht gegen Rom auflehnen und gleichzeitig bekamen sie neue
Soldaten.
Dein Vater war der Ältere und sollte also mit den Römern
mitgehen. Wir waren aber als Brüder damals so unzertrennlich,
dass ich keine Ruhe gab bis auch ich mitkommen durfte. Das
letzte woran ich mich an dem Tag erinnere war unsere Mutter
die weinte und rief: "Nicht alle beide, nicht alle beide".
Unser Vater stand - wie ich - immer treu zu Rom. Mutter
hingegen hasste die Römer seit diesem Tag noch mehr als
dein Vater.
Wir wurden also nach Rom gebracht und lebten dort in einem großen Haus aus Stein in einer Größe wie es bei unserem Stamm völlig unbekannt war. Die Eigentümer waren eine reiche Patrizierfamilie mit vielen Dienern und Sklaven.
Wir bekamen neue Kleidung und
hatten anfangs viele Freiheiten. Etwas später bekamen wir dann
einen Lehrer der uns unterrichtete. Na - das kennst du ja
vermutlich alles.
Wir machten auch zusammen viel Unsinn und Streiche. Unsere
Aufpasser waren oft verzweifelt. Dein Vater war immer
der Rebellische - natürlich.
Eines Tages wurde es ihnen wohl zu anstrengend und sie
trennten uns. Dein Vater musste gehen - er kam zu einem
Schmied in dessen Obhut.
Offenbar glaubte man dass eine harte Ausbildung und Erziehung
den Ungehorsam deines Vaters brechen könnte. Es war auch
wirklich so, dass Siegfried trotz der harten Arbeit und des
strengen Meisters ein folgsamer und strebsamer Schüler wurde.
Dieser Schmied war als Gefangener aus Norikum gekommen - hatte aber inzwischen römische Bürgerrechte. Er war hart, aber gerecht. Und dein Vater lernte, was es heißt, glühendes Eisen mit der Kraft seiner Arme, mit eigenen Händen zu formen. Er war schon damals sehr stark und wurde durch diese harte Arbeit noch stärker. Er lernte auch Geduld und Ausdauer. Als Arminius zur Militärschule musste, schenkte ihm der Schmied, der für ihn inzwischen ein Ziehvater geworden war, das Beste, was er je gefertigt hatte: Ein Schwert aus mehrfach gefaltetem Eisen, ungewöhnlich lang und schwer. Zu schwer für einen gewöhnlichen Legionär – aber nicht für deinen Vater. Er führte es mit einer Kraft und Eleganz, die selbst römische Veteranen in Staunen versetzte. Balmung war kein römisches Standardgladius. Es war etwas Eigenes – roh, schön, tödlich. Und es wurde sein ständiger Begleiter – durch Schlachten, Verrat, und bis zu seinem letzten Atemzug.
Aus Dankbarkeit und
Anerkennung für seinen Meister gab Siegfried dem Schwert den
Namen Balmung. Das war der Name von dessen Heimatort.“
Thumelicus flüstert:
„Und warum hast du es?“
Flavus erzählt weiter:
„Als ich von meines Bruders Tod erfuhr, bin ich zurück
gekommen. Ich habe mir von meinem Vorgesetzten die Erlaubnis
erbeten meinen Bruder auf seinem Weg nach Walhalla zu
begleiten. Das wurde mir erlaubt und auch bei unserem Volk
wurde ich akzeptiert. Ich wurde als Bruder angesehen und nicht
als Feind. Einige dachten sogar ich würde nach Arminius die
Führung des Stammes übernehmen - was ich natürlich ablehnte.
Man ließ mich mit ihm allein, als er bereits aufgebahrt war.
Ich dachte an Thusnelda und an dich - dass du vielleicht noch
lebst. Ich wollte für dich etwas bewahren. Ich tauschte mein
eigenes Schwert gegen Balmung und da du jetzt in dem Alter
bist in dem Männer nach unseren alten Traditionen Waffen aus
Eisen tragen dürfen, überreiche ich es heute dir.“
Thumelicus: "Mein Vater hat für die Freiheit gekämpft und ich bin hier Gefangener. Ein Darsteller zwischen Leben und Tod zur Unterhaltung der Menge. Kannst du mir helfen? Kannst du mir die Freiheit geben?"
Flavus überlegt lange bevor er antwortet: "Nein Thumelicus diese Macht habe ich nicht - das kann nur der Kaiser."
Thumelicus: "Du bist doch
aber frei oder?"
"Wir alle haben einen Herrn dem wir zu dienen haben."
antwortet Flavus leicht resigniert.
"Ich werde für dich tun was mir möglich ist. Pass auf dich auf. Befolge Befehle und sei loyal zu Rom. Vielleicht gibt es dann irgendwann auch für dich einen Weg"
Flavus klopfte ihm noch
aufmunternd auf die Schulter und verabschiedete sich mit den
Worten:
"Ich habe übrigens auch einen Sohn. Sein Name ist Italikus."
Luca stand am Rand der
Trainingsarena, als Thumelicus ihm das Schwert zeigte.
Balmung. Das kühle Metall schimmerte im spärlichen Licht, doch
was Luca wirklich bewegte, war die Geschichte, die in der
Klinge lag.
„Woher hast du das?“ fragte Luca leise, mehr an sich selbst
als an Thumelicus.
„Mein Onkel hat es mir gegeben. Er hat es nach dem Tod meines
Vaters gerettet. Er wollte, dass ich es behalte.“
Thumelicus’ Stimme war fest, doch ein Hauch von Schmerz lag
darin.
Luca seufzte tief und sah ihm in die Augen. „Ich erkenne das
Schwert. Es gibt kein Zweites wie dieses. Dein Vater hat ihm
sogar einen Namen gegeben - Balmung. Du bist also der Sohn von
Arminius? Arminius... er hat mir damals bei der Schlacht unter
Varus das Leben gerettet.“
Seine Stimme wurde leiser, fast ehrfürchtig.
„Nicht aus Mitleid - ich hatte ihn bei einer früheren Schlacht
einmal gerettet, als er verletzt unter seinem toten Pferd lag.
Es war eine Ehrenschuld. Er war ein Mann von Ehre."
Thumelicus lauschte gebannt.
Luca fuhr fort: "Nun wird mir auch klar wieso mir der Lanista
der Besitzer dieser Ludus (Gladiatorenschule) einen besonderen
Auftrag gab nachdem er dich übernommen hatte. Er hat mir
befohlen dich besonders im Auge zu behalten und zu beschützen.
Er kannte wohl deine Herkunft und deinen Wert für Rom und für
ihn"
„Du verstehst nun, warum ich dich manchmal anders behandelt
habe. Nicht nur, weil du mein Schüler bist, sondern weil wir
offenbar mehr teilen, als die meisten ahnen können.
Es ist wichtig für dein Überleben dass so wenig Menschen wie
möglich von deiner Herkunft wissen. Ich muss dich von den
anderen trennen ohne dass die anderen dafür einen Grund sehen
auf dich neidisch zu werden. Ich muss mir dazu noch was
überlegen. Ich werden dich wahrscheinlich härter fordern
müssen als die anderen. Manches wird dir ungerecht erscheinen.
Hast du den Grund dafür verstanden?"
Luca legte eine Hand auf Thumelicus’ Schulter. „Balmung ist
mehr als eine Waffe. Es ist dein Erbe. Und ich werde dafür
sorgen, dass es dir niemand nimmt.“
Thumelicus nickte dankbar, aber auch mit einer neuen Last auf
den Schultern.
Er blickte
Luca
lange an.
„Luca, du warst dabei. In der Schlacht, als mein Vater die
Legionen schlug. Ich will deine Sicht hören – nicht das, was
die Schriftrollen erzählen.“
Luca schwieg einen Moment, sah dann ins Feuer das neben
ihnen brannte.
„Ich war jung. In der Hilfstruppe unter Varus. Wir
marschierten, als wäre alles in Ordnung. Arminius war unser
Führer – ein Verbündeter damals. Der Kaiser selbst hatte ihn
zum Ritter ernannt, aufgrund seiner Verdienste und seiner
Tapferkeit in den Schlachten zuvor. Er kannte unsere
Sprache, kannte unsere Aufgabe. Er ritt mit uns, lachte mit
uns, kämpfte für Rom.“
Er schnaubte leise.
„Varus glaubte, wir hätten Germanien im Griff. Gesetze,
Steuern, Frieden – all das, was Rom bringt. Doch er lag
falsch.
Arminius führte uns mit einer List mitten in den Wald – ins
Moorland, ins Gewirr aus Bäumen und Schlamm. Die Straßen
verschwanden, der Himmel war grau, der Boden weich. Wir
kamen nur mühsam vorwärts. Unsere Wagen blieben immer wieder
stecken.“
Luca sah Thumelicus in die Augen und erzählte weiter:
„Arminius war mit einem Dutzend Kameraden voraus geritten -
angeblich um die Lage zu erkunden. Da griffen uns plötzlich
aus dem Nebel kommend die Germanen an. Es war wie ein Sturm
aus dem Nichts. Ein Pfeilhagel. Fallen, die sie vorbereitet
hatten. Bäume, die in Flammen aufgingen. Wir kämpften in
Gruppen, ohne Ordnung. Drei Tage lang. Dann kam auch noch
der Regen, Hunger, Chaos. Nachts hielten uns Trommeln und
Kriegsgesänge wach.“
Seine Stimme wurde leiser.
„Ich habe Männer sterben sehen, die ich Brüder nannte. Varus
– er hat sich das Leben genommen, sich in sein Schwert
gestürzt. Viele folgten ihm in den Tod, bevor es die
Germanen taten. Ich wurde verwundet und gefangen genommen.
Im Lager der Germanen, nach der Varusschlacht wurden die
Gefangenen zusammengebunden. Arminius sah sich alle an. Als
er mich erkannte befahl er mich loszubinden. Ich wurde in
sein Lager gebracht.
Arminius sagte zu mir: ,Luca. Ich hatte gehofft, wir
wären uns nicht mehr begegnet. Und doch – die Götter führten
unsere Wege wieder zusammen.'
Ich antwortete: ,Was willst du von mir? Rache?'
Arminius schüttelte den Kopf: ,Rache… nein. Du hast
mir einst das Leben gerettet, als ich mein Pferd verlor und
verwundet auf dem Schlachtfeld lag. Ich vergesse das nicht.'
Thumelicus, ich will dir erzählen, was zwischen Arminius und
mir geschah, als wir uns nach der Schlacht wiederfanden. Du
musst wissen, es war kein einfaches Wiedersehen. Ich konnte
nicht schweigen, machte ihm Vorwürfe – für seinen Verrat an
Rom, für das Chaos, das er entfacht hatte.
Ich sagte ihm geradeheraus: ‚Arminius, wie kannst du das
alles verantworten? Dein eigenes Volk bringt du in Gefahr,
die Römer werden alle vernichten!‘ Doch er sah mich an, mit
müden, aber entschlossenen Augen, und antwortete: ‚Luca, du
verstehst nicht, was wir ertragen mussten. Varus und seine
Männer – sie haben uns schweres Leid gebracht.‘
Er erzählte mir von den Steuern, die sie seinem Volk
aufbürdeten, von den Vorräten, die sie ihnen weg nahmen, und
von den Dörfern, die sie zerstörten. ‚Tausende meiner Leute
wurden getötet, nur weil sie sich gegen die Römer
auflehnten. Kreuzigungen, Versklavungen, Gefangenschaft –
das ist unsere Realität gewesen.‘
Ich war still. Die Worte drangen tief. Vielleicht hatte ich
mich getäuscht oder zu lange weggesehen.
Arminius bat mich dann: ‚Hilf mir, dieses Unrecht zu beenden
– für mein Volk, für unsere Freiheit. Ich biete dir dein
Leben und die Freiheit. Unter einer Bedingung.'
Ich war skeptisch: ,Ich höre.'
Arminius zeigte auf ein bedeckte Objekt: ,Bring mein
Geschenk zu Marbod dem Führer der Markomannen. Erzähle ihm,
was du gesehen hast: den Fall der Legionen, das Ende des
Varus. Frag ihn, ob er weiter schweigt – oder an der Seite
seines Volkes steht.'
Ich fragte ungläubig: ,Du vertraust mir mit… diesem
Auftrag?'
Arminius nickte: ,Ich vertraue auf dein Wort. Und darauf,
dass du weißt, was auf dem Spiel steht. Ein paar meiner
Männer werden dich begleiten – zum Schutz, nicht als
Gefangener.'
Er trat zum Tisch, hob das Tuch. Darunter: der abgetrennte
Kopf des Varus, in einem Weidenkorb.
Arminius sagte: ,Dies ist meine Botschaft. Und du,
Luca, wirst sie zu Marbod tragen.'
Ich zögerte: .Ich tue es. Aber erwarte nicht zu viel.
Ich denke ich kenne die Antwort Marbods.'
Ich verabschiedete mich von Arminius und machte mich mit dem
Kopf und einer kleinen Eskorte aus Arminius Männern auf den
Weg.
Im Lager von Marbod angekommen präsentierte ich Marbod den
Kopf und berichtete von Arminius’ Angebot.
Marbod war, wie von mir erwartet, streng und
verärgert:
„Ich lehne ab. Ich kann nicht mein Volk und den Kaiser
verraten. Arminius mag große Worte sprechen, doch ich sehe
auch seinen Verrat.“
Ich entgegnete ihm: „Edler Marbod. Man sagt dir große
Klugheit nach. Vielleicht musst du dich nicht entscheiden,
weil du einen dritten Weg erkennst.“
Marbod sah mich an.
"Ein sehr guter Gedanke. Ich verstehe was du meinst. Nimm
den Kopf wieder mit und bringe ihn zu deinem Kaiser und sage
ihm von mir habe er nichts zu befürchten." und zu Arminius
Männern gewandt sagte er: "Sagt Arminius, dass ich kein
Bündnis mit ihm eingehe und auch nicht mit Rom."
Marbod gab mir einen Trupp seiner Männer mit, die mich bis
zum Kaiserpalast in Rom begleiteten.
Ich trat vor den Kaiser und übergab ihm den Kopf von Varus.
Der Kaiser nimmt ihn wortlos entgegen. Nach der Übergabe des
Kopfes an den Kaiser bin ich schnell verschwunden. Ich
wusste, dass auch in Bote in solchen Zeiten nicht sicher
ist. Was ich hörte - vielleicht war es nur ein Gerücht -
aber es machte die Runde: Der Kaiser, Augustus selbst, soll
vor Wut ausgerastet sein. Man erzählt, er habe seinen Kopf
an die Wand geschlagen und immer wieder gerufen: ‚Varus, gib
mir meine Legionen zurück!‘

An einem anderen Abend. Thumelicus und Luca sitzen am Lagerfeuer. Die
Flammen werfen zuckende Schatten auf ihre Gesichter.
Thumelicus leise,
grübelnd:
„Manchmal weiß ich nicht, was meine Götter von mir erwarten.
Soll ich für meinen Vater kämpfen? Oder darf ich mir wünschen,
einfach nur… frei zu sein?“
Luca mit vollem Mund, kaut langsam:
„Du denkst zu viel, Freund. Dein Vater ist tot. Die Römer
leben. Und wir leben auch – im Hier und Jetzt.“
Thumelicus blickt ins Feuer:
„Aber ist das nicht feige? Ihn ungerächt zu lassen? Vielleicht
ist das mein Schicksal…“
Luca lehnt sich zurück, schnaubt:
„Schicksal? Pah. Ich glaube an Wein, Brot und eine gute Decke.
Der Rest… ergibt sich. Aber…“ nach kurzem Zögern: „…es
gibt da jemanden. Eine Frau. Sie weiß Dinge, von denen ich
nicht mal weiß, wie man sie fragt. Vielleicht kann sie dir
helfen.“
Thumelicus (neugierig):
„Wer ist sie?“
Luca grinst verschmitzt:
„Nenn sie eine Beraterin. Sie hat mir geholfen. Vielleicht
hilft sie auch dir – wenn du den Mut hast, zu fragen.“
Thumelicus: "Salve!"
Isidora lächelt
freundlich:
"Salve, Fremder. Du siehst nicht aus wie einer meiner üblichen
Gäste… Wie darf ich dich nennen – oder soll ich raten?"
"Mein Name ist Thumelicus. Mein Ausbilder Luca meint du
könntest mir weiterhelfen."
Isidora hebt eine Augenbraue, geht ein paar Schritte
näher:
"Luca schickt dich? Ich verstehe."
"Was suchst du, Thumelicus? Zärtlichkeit, Liebe, ein offenes
Ohr, einen Rat oder einfach nur Trost?"
"Ich habe viele Fragen. Meine Erste. Wie heißt du und woher
kommst du?"
Isidora:
"Ich stamme aus Ägypten, junger Mann. Meine Mutter war eine
Sängerin, sie spielte die Lyra – das ist ein Instrument eine Art Leier - mit der sie die alten Lieder unserer
Ahnen begleitete. Von ihr lernte ich nicht nur dieses Musikinstrument,
sondern auch die Geschichten unserer Götter. Mein Vater war
ein Maler von Hieroglyphen, er brachte mir die Zeichen bei und
lehrte mich die
Geschichten die sie erzählten.
"Thumelicus:
"Das klingt nach einer glücklichen Kindheit. Doch wie kamst du
nach Rom?"
Isidora:
"Nach dem frühen Tod meiner Eltern verlor ich alles. Um zu
Überleben bettelte ich und sang und spielte auf der Lyra wie
ich es von meiner Mutter gelernt hatte. Doch das Schicksal hat
oft seltsame Wege. Eine Priesterin der Isis erkannte etwas in
mir, nahm mich auf, brachte mir Lesen bei, Deuten, Mischen,
Verführen – all das, was im Dienst der Göttin verlangt wurde.
"
Thumelicus: "und wie kamst du nach Rom?"
Isidora mit einem leichten, bitteren Lächeln:
"Rom… das war kein Ziel, es war das Ende eines Weges, den ich
nie gewählt habe.
Ich hatte als Tempeldienerin eine gute Zeit. Doch als die
Kriege kamen, wurde auch der Tempel nicht verschont.
Ein Legionär fand mich – er nahm mich mit, nicht aus Güte,
sondern um mich zu besitzen. Ich war jung, still und klug
genug, um zu überleben. Doch er verlor mich in einer einzigen
Nacht – bei einem Würfelspiel, an einen
Bordellbetreiber.
Ich lernte, mich zu schützen. Ich schwieg, wenn es klüger war,
und sprach, wenn Worte mehr wert waren als Gold."
Thumelicus: "Hat Luca dir meine Geschichte verraten? Was hat
er dir erzählt?"
Isidora lehnt sich etwas näher zu ihm, mit ruhiger
Stimme:
"Er hat nicht viel gesagt, Thumelicus. Nur, dass du anders
bist als die anderen. Still, aber wach. Zornig, aber nicht
blind.
Er erwähnte, dass du kein Römer bist, obwohl du ihre Sprache
sprichst und ihre Waffen führst. Dass dein Blut aus dem Norden
stammt – aus Wäldern, nicht aus Marmorhallen. Und dass dein
Vater… ein Name war, den man in Rom flüstert.
Ich höre mehr, als mir gesagt wird. Dein Blick verrät, dass du
nicht nur gegen Gegner kämpfst, sondern gegen Schatten, die in
dir wohnen.
Aber nein – Luca hat mir nicht verraten, was dich nachts wach
hält.
Das wirst du mir selbst sagen müssen. Wenn du willst."
Thumelicus. "Kann ich dir vertrauen? "
Isidora: "Natürlich. Diskretion ist eine Grundvoraussetzung in
meinem Beruf. Sei unbesorgt.
Scherzend setzt sie nach: Außer natürlich es ist ein Kopfgeld
auf dich ausgesetzt..."
Thumelicus. schüttelt den Kopf. Dann spricht er leise: "Mein
Vater war Arminius. Der Alptraum Roms. Ich weiß es erst seit
kurzer Zeit."
Isidora "Ich verstehe. Wie kann ich dir helfen?"
Thumelicus: "Seit ich meine Herkunft erfahren habe
treiben mich tausend Gedanken um und lassen mich nicht mehr
ruhen. Meine Fragen sind einfach, aber die Antworten kann mir
keiner geben."
Isidora nickt langsam, sieht ihn mit weichem Blick an:
"Die einfachsten Fragen sind oft die schwersten, Thumelicus.
Manche suchen ihr Leben lang nach einer Antwort und
merken erst am Ende, dass sie selbst die Antwort sind.
Frag mich trotzdem. Vielleicht hilft es, sie laut
auszusprechen."
Thumelicus: "Wer bin ich? Welchen Weg haben die Götter für
mich vorgesehen? Wie finde ich ihn?"
Isidora tritt einen Schritt näher, ihre Stimme wird
sanfter:
"Wer du bist, ist nicht allein bestimmt durch Blut oder
Schicksal.
Die Götter... sie weben ihre Fäden, ja, doch der Mensch
spinnt mit.
Dein Weg – er ist kein vorgezeichneter Pfad, sondern
eine Spur im Sand, die du selbst hinterlässt.
Manchmal zeigt das Schicksal den Weg, manchmal musst du
ihn selbst suchen – in Mut, in Zweifel, in den Menschen, die
dir begegnen.
Und vor allem: Solange du suchst, bist du noch nicht
verloren."
Thumelicus: "Isidora - was bedeutet dein Name?"
Isidora lächelnd:
"Mein Name bedeutet - Geschenk der Isis.
Isis ist die ägyptische Göttin der Magie, der Heilung und des
Lebens.
Vielleicht ist es ein Zufall, dass ich dich begleiten soll –
auf deiner Suche nach deinem Weg.
Oder vielleicht ist es Schicksal - ein kleines Geschenk der
Götter selbst."
Thumelicus: "Zu welchen Göttern betest du? Können sie dir
helfen?"
Isidora mit einem geheimnisvollen Lächeln:
"Zu Isis – das ist eine mächtige Göttin aus dem Land der
Pyramiden, dem Nil.
Sie ist die Herrin der Magie, der Heilkunst und der
mütterlichen Liebe.
Man sagt, sie hat das Leben zurückgebracht, selbst den Tod
konnte sie überlisten, als sie ihren geliebten Osiris wieder
erweckte.
Für viele ist Isis eine Beschützerin der Frauen, eine Quelle
der Kraft in dunklen Zeiten.
Ihre Treue und Stärke sind Legenden, und auch heute noch
flüstert man ihren Namen als Trost und Hoffnung.
Vielleicht ist sie eine der Götter, die auch dir auf deinem
Weg helfen können – wenn du ihre Geschichten hören willst."
Thumelicus:
"Wem gehörst du
jetzt?"
Isidora:
"Ich gehöre niemandem mehr.
Nicht dem Mann, der mich kaufte.
Nicht dem Haus, das mich verkaufte.
Ich gehöre nur noch mir – und unserer mächtigsten Göttin
der ZEIT."
Thumelicus halb ernst, halb staunend:
"Die Zeit…?"
Isidora:
"Die Zeit - sie nimmt alles. Und sie lässt alles.
Sie erzwingt nichts – sie wartet.
Die Zeit kann Wunden heilen am Körper und an der Seele.
Sie erwartet keine Gebete und keine Opfergaben.
Sie schenkt dir ein Leben und nimmt es dir wieder."
Thumelicus
nickt und fragt weiter:
"Wie ist es dir gelungen keine Sklavin mehr zu sein?"
Isidora:
"Nach großem Unglück kommt oft auch wieder großes Glück.
Meine Gäste haben mir häufig Geld zugesteckt wenn sie mit
mir zufrieden waren. Ich war sehr sparsam und zuletzt habe
ich noch eine Erbschaft von einem meiner liebsten Gäste
erhalten. Damit hatte ich genug Geld um mich freikaufen zu
können."
Thumelicus: "Trotzdem arbeitest du immer noch hier als Hure?
Wo ist der Unterschied zu vorher?"
Isidora mit leicht angehobener Stimme:
"Der Unterschied ist gewaltig: Heute habe ich die
Möglichkeit ,Nein' zu sagen. Die hatte ich früher nicht.
Und sage mir welche Arbeit kann befriedigender sein, als
eine bei der die Gäste zufriedener gehen als sie gekommen
sind?"
Thumelicus musste lachen.
"Siehst du - bei dir hat meine Behandlung auch schon
gewirkt!" sagt Isidora mit einem verschmitzten Lächeln.
Isidora neugierig:
"Wer sind denn deine Götter. Wer leitet dich?"
Thumelicus:
"Ich habe eine große Auswahl - die Götter meiner Vorfahren,
dann die römischen Götter und mein Lehrer hat noch ein paar
griechische dazugetan."
Isidora lächelt verständnisvoll:
"Ja, du hast eine bunte Götterwelt vor dir – germanische,
römische, griechische und von mir bekommst du noch die
ägyptische.
Jede hat ihre eigenen Kräfte, ihre Geschichten, ihre Wege,
das Leben zu verstehen.
Aber glaub mir, nicht jeder sucht Trost oder Führung in
Göttern.
Manche finden ihren Weg in sich selbst, in dem, was sie tun,
wie sie handeln.
Die Götter können begleiten, doch das Schicksal… das musst
du selbst formen.
Was suchst du wirklich, Thumelicus? Antworten oder den Mut,
selbst zu entscheiden?"
Thumelicus: "Es läuft letztendlich immer darauf
hinaus dass man selbst entscheiden muss."
Isidora nickt nachdenklich:
"Ja, Thumelicus. Die Götter mögen Wege zeigen, doch der
Schritt, ihn zu gehen, liegt allein bei dir.
Manchmal ist das die schwerste Last – die Freiheit, selbst
zu wählen, ohne zu wissen, wohin der Weg führt.
Aber nur so wird dein Leben wirklich dein eigenes."
Thumelicus: "Du warst Sklavin und jetzt bist du frei.
Hattest du immer ein Ziel oder bist du auch mal
verzweifelt?"
Isidora leise lächelnd, mit einem Hauch Wehmut:
"Ziele? Nein, am Anfang nicht - nur das nackte Überleben.
Ich war fast noch ein Kind, als sie mich verkauften. Ich
wusste nicht, was morgen kommt, nur dass ich den nächsten
Tag erleben wollte.
Kurze Pause, sie blickt zur Seite:
"Später kam der Wunsch nach Freiheit. Und ja, ich war oft
verzweifelt. Es gab Nächte, da glaubte ich, die Götter
hätten mich vergessen. Aber irgendwann wurde der Gedanke an
ein anderes Leben stärker als die Angst."
Sie sieht ihn wieder an:
"Manchmal ist Hoffnung der erste Schritt. Auch wenn man ihn
im Dunkeln macht."
Thumelicus: "Ich habe das Gefühl für den Verrat meines
Vaters büßen zu müssen..."
Isidora sanft, aber bestimmt:
"Du trägst nicht die Schuld deines Vaters, Thumelicus. Seine
Entscheidungen waren seine. Die Götter - falls sie
überhaupt richten - tun es über jeden selbst, nicht über
dessen Blut."
Sie geht langsam ein paar Schritte, als würde sie in
Gedanken wandeln:
"Aber ich verstehe das Gefühl. Die Last, das Erbe, das einem
auferlegt wird, ohne dass man darum gebeten hat. Auch ich
habe Jahre gebraucht, um zu erkennen: Ich bin nicht das, was
man aus mir gemacht hat. Ich bin, was ich selbst wähle zu
sein."
Sie dreht sich wieder zu ihm:
"Du bist nicht nur der Sohn eines Mannes, du bist ein Mensch
mit eigenem Willen. Vielleicht ist das der Weg, den die
Götter dir zeigen wollen: dich selbst zu finden - jenseits
von Schuld und Vergangenheit."
Thumelicus: "Andererseits bin ich sehr stolz auf meinen
Vater. Eine Freundin hat mir berichtet dass er unser Volk
von Rom befreit hat."
Isidora lächelt leicht, fast wehmütig:
"Das bist du auch mit Recht. Ich habe die Geschichten gehört
— von einem Mann, der klüger war als seine Feinde, mutiger
als viele seiner Freunde. Arminius war kein gewöhnlicher
Krieger. Er hat etwas getan, was kaum jemand wagte - sich
gegen Rom gestellt. Und er hat gewonnen."
Nach einer kurzen Pause.
"Aber
solche Männer zahlen oft einen hohen Preis. Freunde werden
zu Feinden. Ehre schlägt um in Verdächtigungen. Und ihre
Kinder… nun, sie erben den Ruhm – aber manchmal auch den
Hass."
Sie sieht Thumelicus ernst an:
"Es ist kein Widerspruch, stolz zu sein und gleichzeitig zu
leiden unter dem, was war. Vielleicht ist genau das deine
Prüfung. Nicht, seinen Schatten zu tragen – sondern sein
Licht zu erkennen. Und dein eigenes."
Thumelicus: "Sehr schöne Worte. Findest du es eigentlich
seltsam dass ich soviel frage und erzähle?"
Isidora lächelt wissend:
"Nein, ich finde es nicht seltsam. Du wärst überrascht, wie
viele meiner Gäste nur reden wollen. Ich schätze fast die
Hälfte. Sie kommen nicht wegen der Lust sondern weil ihnen
jemand zuhört – ohne Urteil. Oft suchen sie nur
Verständnis und keine Verurteilung."
Sie sieht ihn ruhig an:
"Vielleicht ist das der wahre Luxus in Rom: ein Ohr, das
nicht weg läuft, wenn die Seele spricht. Und deine Seele,
Thumelicus… sie hat viel zu sagen."
Thumelicus: "Du bist so klug. Findest du deinen Geist nicht
verschwendet in diesem Beruf?"
Isidora leise, mit einem schwachen Lächeln:
"Das habe ich mir früher oft gedacht. Aber der Wert eines
Geistes hängt nicht an dem Ort, an dem er lebt, sondern an
dem, was er bewirkt."
Sie neigt den Kopf leicht:
"Ich habe Männer zum Lachen gebracht, zum Weinen, zum
Erinnern. Ich habe ihre Masken fallen sehen – nicht mit
Gewalt, sondern mit Worten."
Sie schaut Thumelicus offen an:
"Und heute spreche ich mit dir, einem Mann, der denkt,
zweifelt, sucht. Wenn ich dich ein Stück auf deinem Weg
begleiten darf… dann ist mein Geist genau da, wo er sein
soll.
Thumelicus: "Du hast mir viel zum Nachdenken gegeben. Darf
ich dich wieder einmal besuchen?"
Isidora sanft lächelnd, mit einem leichten Nicken:
"Natürlich, Thumelicus. Meine Tür steht dir offen – nicht
nur als Kunde, sondern als Freund. "
Sie legt die Hand an ihr Herz:
"Solange du bereit bist, zuzuhören - und auch in dich selbst
hinein zuhören - bin ich gern an deiner Seite."
Ein kurzer Blick, beinahe schelmisch:
"Aber bring beim nächsten Mal vielleicht ein wenig Wein mit.
Götterfragen lassen sich leichter mit einem Schluck
beantworten."
Thumelicus: "Vale Isidora und danke."
Isidora: "Vale, Thumelicus. Und vergiss nicht – die Götter
zeigen nur die Wege, auswählen und gehen musst du selbst."
Draußen wartet Luca auf Thumelicus: "Na mein Sohn wie fühlst
du dich?"
Thumelicus: "Ein Gefühl wie frisch gebadet oder neu geboren.
Wir hatten ein schönes Gespräch."
Luca: "Ihr habt also nur geredet?"
Thumelicus: "Ja - sie ist so einfühlsam. Danke dass du mich
zu ihr gebracht hast."
Luca kopfschüttelnd murmelt er in sich hinein: "Und dafür
habe ich den vollen Preis bezahlt."
Die Abenddämmerung hat
bereits begonnen und die Sonne glüht nur noch rot am Horizont.
Thumelicus bemerkt einen kleinen alten Mann mit wenig Haaren
der ihn beim Training beobachtet hatte.
Als er an ihm vorbeigeht spricht dieser ihn an: "Bist du
Thumelicus?"
Thumelicus nickte: "Und wer
will das wissen?"
Paulus: "Ich bin Paulus. Isidora hat mir berichtet von dir.
Ein junger Mann der Gott sucht."
Thumelicus:
"Ich habe von vielen Göttern gehört: Mars, Wodan, Jupiter,
Donar… Jeder spricht von Macht, Zorn, Opfer. Aber keiner
erklärt mir: Warum lebe ich? Warum habe ich meinen Vater und
meine Mutter so früh verloren? Warum half keiner dieser Götter
sie retten?"
Paulus:
"Die Götter, die aus Stein und Holz sind, geben keine Antwort.
Denn sie hören nicht, sie sehen nicht. Der wahre Gott aber hat
sich gezeigt – nicht in Macht, sondern in Barmherzigkeit. Und
in Christus hat er uns gezeigt: Du bist gewollt. Du bist nicht
allein. Er ist für Mensch geworden und für unsere Sünden am
Kreuz gestorben."
Thumelicus:
"Ich soll an einen Gott glauben, der gekreuzigt wurde?
Schwäche statt Stärke? Ich bin ein Sohn zweier Völker, und
keines will mich ganz. Was soll ich mit einem schwachen Gott?"
Paulus:
„Gott beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für
uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Röm 5,8) Nicht
deine Herkunft zählt, nicht dein Blut. Sondern dein
Glaube. Durch ihn wirst du angenommen, nicht durch Kampf
oder Opfer."
Thumelicus:
"Und was ist mit Schuld? Ich trage den Namen meines Vaters,
aber kenne sein Herz kaum. Ich trage Waffen, aber mein Herz
ist leer."
Paulus:
„Es gibt nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus
sind.“ (Röm 8,1)
Dein Herz wird nicht durch Blut von Feinden gefüllt, sondern
durch den Geist Gottes. Er macht dich frei – nicht von Fragen,
aber von Verlorenheit."
Thumelicus leiser:
"Ich habe viele Schwerter gesehen. Keines hat Frieden
gebracht."
Paulus:
"Dann leg dein Schwert nieder, Thumelicus. Und nimm das Wort
an, das Leben schenkt.
Nicht Gesetz, nicht Macht, sondern Gnade rettet.
Thumelicus (nachdenklich):
"Wenn das wahr ist… dann ist euer Gott der einzige, der mir
nicht die Stirn bietet, sondern die Hand reicht."
Paulus (lächelt):
"Und er hat sie längst ausgestreckt."
Stille. Die Sonne senkt sich. Thumelicus bleibt stehen,
als habe er das erste Mal wirklich gehört."
Thumelicus:
"Man sagt, du sprichst von einem Gott, der die Wahrheit kennt.
Ich habe viele gehört, die das behaupten. Die Götter meines
Volkes fordern Blut. Die der Römer verlangen Gehorsam. Dein
Gott – was will er?"
Paulus:
"Nicht dein Blut, nicht deine Leistung. Er will dein Herz –
und schenkt dir seine Gnade."
Thumelicus spöttisch:
"Ein Gott, der schenkt? Und das soll alles sein? Kein Opfer,
kein Schwur?
Wie kann so ein Gott gerecht sein, wenn er sogar die
Schuldigen aufnimmt?"
Paulus:
"Weil er selbst das Opfer wurde. Sein Sohn – Jesus Christus –
starb für die Schuld der Welt. Nicht, weil er schwach war,
sondern weil er stärker liebte als jeder Mensch es kann."
Thumelicus ungläubig:
"Was ist das für ein Vater, der seinen Sohn opfert? Kein Gott,
den ich kennen möchte. Meinen Vater hat man mir genommen – und
du sagst, dein Gott gab seinen freiwillig hin?"
Paulus:
"Ja. Aus Liebe. Nicht als Zeichen von Macht, sondern als Weg
zur Versöhnung.
Der Tod Christi war nicht das Ende, sondern der Sieg über Tod
und Schuld."
Thumelicus:
"Und doch ist die Welt voller Leid. Mein Volk ist zerbrochen.
Meine Mutter starb gefangen, mein Vater durch Verrat. Wo war
dein Gott da?"
Paulus:
"Auch ich war ein Verfolger. Ich sah Christen leiden. Ich
glaubte, Gottes Ehre zu verteidigen – bis ich blind wurde und
erkannte: Ich kämpfte gegen die Wahrheit. Gott war da – in der
Nacht, im Schmerz, in deinem Zweifel."
Thumelicus (heftig):
"Aber ich bin zerrissen. Ich bin Germane, Römer, Sohn eines
Getöteten, Sohn einer Verschleppten. Wo ist da mein Platz?"
Paulus:
„Nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist… sondern der im
Herzen. (Röm 2,28–29)
Nicht deine Herkunft zählt, sondern ob du in Christus
bist.
In ihm bist du ein neuer Mensch – frei."
Thumelicus:
"Und wenn ich zweifle? Wenn ich glaube und am nächsten Tag
wieder zerfalle?"
Paulus:
„Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben … noch
Gegenwärtiges noch Zukünftiges … kann uns scheiden von der
Liebe Gottes.“ (Röm 8,38–39) Dein Glaube ist kein Werk –
er ist Antwort auf Gnade."
Thumelicus leise:
"Vielleicht ist es das, was ich gesucht habe. Kein Gott, der
fordert, sondern einer, der mich kennt."
Paulus sanft:
"Und dich liebt – nicht weil du stark bist, sondern weil du
bist."
Thumelicus bleibt still. Zum ersten Mal ist in seinen Augen
kein Zorn, sondern Sehnsucht.

Thumelicus liegt in seiner Kammer, der Blick an die Decke
des Raumes gerichtet. Der kühlende Abendwind wehte durch das
Fenster, als wolle er alte Gedanken aufwirbeln. Im Hof hörte
er Stimmen miteinander diskutieren – nicht laut, aber
eindringlich.
Paulus’ Worte hallten nach. Ein Gott, der nicht Opfer
forderte, sondern sich selbst zum Opfer gemacht hatte. Ein
Gott, der nicht auf Blitzen ritt oder Blut verlangte,
sondern Vergebung und Gnade schenkte. Thumelicus hatte so
etwas nie zuvor gehört. Doch war das Schwäche – oder eine
Form von Stärke, die er noch nicht verstand?
Er erinnerte sich an die Lehren seines Lehrers in Rom:
Jupiter, der Herrscher des Himmels – doch launisch, oft von
Eitelkeit und Rachsucht getrieben. Mars, der Kriegsgott –
verehrt, gefürchtet, aber auch verantwortlich für sinnloses
Sterben. Die Götter der Römer glichen oft mehr den Menschen
als einem Ideal. Machtvoll, ja. Aber auch unbarmherzig.
Und dann waren da die Geschichten seiner Kindheit. Heimlich
hatte ihm die alte Köchin von Donar, Wodan und Freya
erzählt. Mächtige Wesen, tief mit der Natur verbunden. Kein
Pantheon aus Marmor und Tempeln, sondern aus Nebel, Blut und
Bäumen. Die Schlacht im Wald gegen Varus kam ihm in den Sinn
– die Römer hatten das Wetter verflucht. Regen, Nebel,
Sturm. Ein Zufall? Oder hatten die Götter der Wälder den
Germanen beigestanden?
Auch Germanicus, der angeblich so siegreiche römische
Feldherr, war gescheitert, als er mit Schiffen die
germanischen Stämme umzingeln wollte – der Sturm kam
plötzlich, gewaltig, als hätte eine unsichtbare Macht ihn
geschickt.
War das nur Aberglaube – oder verbarg sich darin eine
Wahrheit?
Thumelicus’ Herz pochte. Paulus hatte von einem allmächtigen
Gott gesprochen, doch was war mit den alten Kräften seiner
Heimat? War ein unsichtbarer, fremder Gott wirklich größer
als Donar, der mit seinem Hammer Stürme entfesselte? Oder
Wodan, der über das Schicksal der Krieger entschied?
Er fühlt sich zwischen zwei Welten. Er findet keine leichten
Antworten. Doch zum ersten Mal beginnt er, nicht nur zu
fragen, sondern in den Widersprüchen nach einem Sinn zu
suchen.
„Bist du da, Vater?“, flüstert er. „Hast du mich gesehen
heute? Hast du gesehen, wie ich den Schild gehalten habe - wie
ich pariert habe? Ich glaube, ich war gut.“
Dann wird sein Blick dunkler.
„Hattest du auch so viele Gedanken in deinem Kopf? Hast du je
gezweifelt? Warst du jemals glücklich? Oder nur wütend? Hast
du wirklich geglaubt, Freiheit ist mehr wert als das Leben?“
Er denkt an Paulus. An seine Worte: „Denn wir sind gerettet in
Hoffnung.“
Hoffnung!
„Ich weiß nicht, ob ich gerettet bin“, murmelt er. „Aber ich
hoffe.“
Er zieht die Decke höher.
Die Erinnerungen sind wie Mosaikstücke, die nicht
zusammenpassen wollen. Das Lächeln seiner Mutter eine blasse
Erinnerung oder nur eine Phantasie. Die raue Stimme seines
Onkels. Die Hände Freyas in seinem Haar. Und irgendwo zwischen
all dem – er selbst.
Er denkt nach über all diese Begegnungen. Was sollten sie
bedeuten? Waren es Hinweise der Götter, die ihm helfen
sollten, seinen Weg zu finden?
Er denkt nach über seine
Möglichkeiten.
Einfach jeden Tag neu beginnen und kämpfen, um zu überleben?
Das Training wird immer anspruchsvoller und gefährlicher. Die
Waffen sind nicht mehr aus Holz sondern aus Eisen. Bald werden
sie in der Arena kämpfen müssen.
Er war zuversichtlich. Luca hatte ihn gut ausgebildet – ihn
härter kämpfen lassen als jeden anderen.
Und er hatte Balmung.
Sein Onkel hatte einmal gesagt, dass es vielleicht auch für
ihn einen Weg geben könnte.
Als erfolgreicher Gladiator kann man Geld verdienen.
Vielleicht könnte er sich irgendwann selbst freikaufen, wenn
er nur lange genug überlebte.
Isidora hatte erzählt, dass es ihr so gelungen war, sich
selbst freizukaufen.
Oder sollte er auf den jüngsten Vorschlag von Isidora
eingehen? Sie besuchte ihn regelmäßig und beim letzten Mal
hatte sie ihm einen verwegenen Vorschlag unterbreitet.
Sie wollte den Wachen beim Vorbeigehen einen Schluck Wein
anbieten. Isidora kannte sich mit Pflanzen aus, welche die
Sinne verwirren und welche die schläfrig machen. Wenn die
Wachen dann schliefen, würde ein Wagen mit Fässern auf ihn
warten, und er könnte sich in einem davon verstecken und so
Roms Stadtgrenzen überwinden. Danach sollte er sich bis in
seine cheruskische Heimat durchschlagen.
"Isidora – ich glaube, sie mag mich wirklich." sagte er leise
zu sich selbst. Sie hatte von ihm nie Geld verlangt, und sie
ginge selbst ein hohes Risiko ein.
Er denkt an das Küchenmädchen, das er damals kennengelernt
hatte, bevor er in die Gladiatorenschule gebracht wurde. Sie
hatte geweint, als sie ihn abholten. Ob sie wohl in ihn
verliebt war? Sie hatten zusammen viel gelacht, und es war
schön gewesen, jemanden zu haben, mit dem man in seiner
Muttersprache sprechen konnte. Vielleicht könnte er mit ihr
zusammen fliehen.
Er malte sich ein Leben aus, wie seine Eltern es für kurze
Zeit gehabt hatten. Freya hatte es ihm so gut beschrieben,
dass er es sich perfekt vorstellen konnte.
Seine Mutter? Leider war ihm und ihr wenig gemeinsame Zeit
vergönnt gewesen.
Freya – die gute und treue Seele. Sie hatte die Ereignisse ins
Rollen gebracht. Seitdem war nichts mehr wie zuvor.
Morgen ist ein neuer Tag. Er wusste, ein schwerer Gegner
wartet auf ihn. Leider muss er gegen ihn ohne Balmung kämpfen.
Luca hat angekündigt, es wird ein Kampf mit Dreizack und Netz
werden.
Vielleicht wird es ein Tag wie jeder andere. Aber jetzt, in
diesem Moment, ist er einfach: Thumelicus. Ein Sohn, ein
Schüler, ein Mensch.
Und mit diesem Gedanken schläft er ein.
Hier enden die Aufzeichnungen
meines ehemaligen Schülers Thumelicus – Sohn von Siegfried.
Wie versprochen habe ich seine Schriften gesammelt und sicher
verwahrt.
Ich möchte noch ergänzen,
dass der Sohn von Flavus, Italikus, im 6. Jahr von Kaiser
Claudius in die Heimat seines Vaters zurückberufen wurde.
Cheruskische Abgesandte sprachen sich beim Kaiser für ihn aus.
Er sollte die Brücke bilden zwischen Rom und Germanien – ein
Friedensstifter in einer zerrissenen Welt. Er war damit auch
für viele Jahre erfolgreich. Er einte die zerstrittenen Stämme
und Rom ließ die Germanen in Frieden.
Dein Vater, Arminius, vereinte die Stämme im Kampf gegen Rom.
Italikus aber suchte die Einheit im Frieden. Doch frage ich
mich: Braucht es wirklich immer zuerst einen großen
gemeinsamen Feind, damit Völker sich zusammenschließen? Oder
kann wahre Einheit auch aus Respekt, Verständnis und dem Mut
zum Miteinander entstehen?
Dies ist eine der Fragen, die mich immer bewegte – und wohl
auch dich, Thumelicus.
Diese Kräutermischung wurde
von Freya für die Pflege von Haaren zubereitet. Sie reinigt
sanft, stärkt die Kopfhaut und verleiht Glanz.
Zutaten:
- 1 TL getrocknete Seifenkrautwurzel (Reinigung)
- 1 TL Brennnesselblätter (kräftigt Haarwurzeln)
- 1 TL Rosmarin (fördert Durchblutung)
- 1 TL Kamillenblüten oder Salbeiblätter
(beruhigend/farbvertiefend)
- optional: ½ TL Lavendel (Duft & Hautpflege)
Zubereitung:
1. Kräuter mit 500 ml Wasser aufkochen, 10–15 Minuten sanft
köcheln lassen.
2. Abseihen und lauwarm verwenden.
3. In das nasse Haar einmassieren, 3–5 Minuten einwirken
lassen.
4. Mit klarem Wasser ausspülen.
Tipp: Bei trockener Kopfhaut kann der abgekühlte Sud auch
direkt in die Kopfhaut einmassiert werden – nicht ausspülen.
Zutaten:
- Gerbstoffreiche Blätter: z. B. Eichenrinde,
Salbei oder Spitzwegerich
- Leinen- oder Wolltuch
- Kaltes oder warmes Wasser je nach Beschwerde
Zubereitung:
1. Die Kräuter 10–15 Minuten in Wasser auskochen.
2. Ein Tuch in den Sud tränken und auswringen.
3. Als Umschlag direkt auf die betroffene Stelle legen.
4. 1–2 Mal täglich anwenden.
Haselnuss-Honig-Brei
Zutaten:
- 2 Handvoll Haselnüsse
- 1 Löffel Honig (dunkel und kräftig, z. B. Waldhonig)
- 1 kleine Handvoll getrocknete Waldbeeren (z. B. Holunder,
Brombeere oder Schlehe)
- Wasser oder pflanzliche Milch (z. B. aus Hafer oder
Mohn)
- Eine Prise gemahlener Bockshornklee oder Schabzigerklee
(falls vorhanden)
Zubereitung:
1. Die Haselnüsse leicht anrösten und grob zerstoßen.
2. Die Beeren in etwas Wasser einweichen, dann mit den Nüssen
in einem Tontopf vermischen.
3. Mit Milch oder Wasser aufgießen, vorsichtig erhitzen und
köcheln lassen, bis die Masse weich ist.
4. Honig einrühren, bis die Konsistenz cremig wird.
5. Warm servieren – am besten mit einer Geschichte aus alten
Tagen.
Zutaten:
- 1 kleines Huhn (Wildhuhn oder Haustier)
- 1 Wurzelknolle (Pastinake oder wilde Möhre)
- 1 Handvoll Lauch oder wilder Schnittlauch
- 1 Handvoll Kräuter: Beifuß, Thymian, Gundermann (kräftigend
& heilend)
- 1 kleiner Bund Selleriekraut oder Waldpetersilie (wenn
verfügbar)
- 1 Prise Salz (wenn vorhanden – sonst getrocknete Algen oder
Asche zum Würzen)
- 1 Löffel Gerstenschrot oder Einkorn (für Sättigung)
- Wasser
Zubereitung:
1. Das Huhn in kaltem Wasser ansetzen und langsam zum Kochen
bringen.
2. Wurzelgemüse klein schneiden und nach dem ersten Aufkochen
dazugeben.
3. Die Kräuter im Leinenbeutel oder grob gehackt mitkochen.
4. Etwa 1 Stunde leicht köcheln lassen, dann Gerste oder
Einkorn einrühren.
5. Mit einem Holzlöffel abschmecken, evtl. mit etwas Honig
abrunden.
Jahreszahlen teilweise geschätzt soweit nicht überliefert
18 v. Chr.: Geburt von Arminius
16 v. Chr.: Geburt von Flavus, jüngerer Bruder
15 v. Chr.: Geburt von Thusnelda, spätere Frau von Arminius
9 n. Chr.: Varusschlacht
9 n. Chr.: Tod von Segimer - Vater von Arminius und Flavus
9 n. Chr.: Arminius tritt Segimers Nachfolge als Stammesfürst an
14 n.Chr.: Hochzeit von Arminius und Thusnelda
14 n.Chr.: Gefangennahme der schwangeren Thusnelda durch Germanicus
15 n.Chr.: Geburt von Thumelicus, Sohn von Arminius und Thusnelda
16 n.Chr.: Schlacht an der Weser. Letztes Treffen von Arminius und Flavus
16 n.Chr. weitere Schlachten zwischen Germanicus und Arminius
17 n.Chr. Kampf von Arminius gegen Marbods Markomannen
17 n.Chr.: Germanicus' Triumphzug in Rom mit Thusnelda und Thumelicus
18 n. Chr. Marbod verliert die Macht und geht in Ravenna ins Exil
21 n.Chr.: Ermordung von Arminius durch Verwandte
34 n.Chr.: Bekehrung des Paulus auf dem Weg nach Damaskus
36 n.Chr.: Paulus beginnt öffentlich zu predigen
47 n.Chr.: Italikus übernimmt Führung der Cherusker
Thumelicus – Sohn von
Thusnelda und Arminius. Gefangener, Gladiator,
Suchender.
Als Kind römischer Siegerbeute wächst er in der Fremde auf –
zwischen zwei Kulturen, zwischen Erinnerung und
Erwartung.
Wer ist er wirklich? Der Sohn eines Freiheitskämpfers oder ein
Spielball römischer Macht?
In Gesprächen mit Lehrern, Priestern, Philosophen, Heilerinnen
und Huren beginnt Thumelicus, seinen eigenen Weg zu suchen –
jenseits von Schuld und Heldentum.
Eine fiktive Lebensgeschichte auf historischer
Grundlage.
Ein Blick hinter die Kulissen von Ruhm und Tragödie.
Ein stilles Echo auf eine große Geschichte – und der Versuch,
in ihr einen eigenen Platz zu finden.